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Entwicklung eines Core Outcome Set für Studien zur Zentralisierung von stationären Gesundheitsleistungen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Zentralisierung, definiert als die Reorganisation von stationären Gesundheitsleistungen in wenigere spezialisierte Einheiten mit einem höheren Behandlungsvolumen, ist eine Strategie, um die Versorgungsqualität komplexer Interventionen zu verbessern. Im Rahmen der Forschung zu Effekten von Zentralisierung bestehen derzeit die folgenden Herausforderungen:
- 1.
- Es werden unterschiedliche Outcomes erhoben und berichtet, was eine Vergleichbarkeit erschwert;
- 2.
- Die berichteten Outcomes beziehen sich hauptsächlich auf die Patient:innen-Ebene, während Outcomes auf der Gesundheitssystemebene vernachlässigt werden.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie war die Entwicklung eines Core Outcome Sets (COS), d.h. eines abgestimmten Sets an Outcomes, das als Minimum in allen Studien zur Zentralisierung von stationären Gesundheitsleistungen gemessen und berichtet werden sollte.
Methode: In die Entwicklung des COS sind die folgenden Studien eingeflossen:
- 1.
- ein Systematisches Review sowie
- 2.
- eine Fokusgruppenstudie mit Patientenvertreter:innen,
- 3.
- eine Interviewstudie mit Vertreter:innen der Krankenkassen,
- 4.
- eine Interviewstudie mit Repräsentant:innen der medizinischen Fachgesellschaften und eine
- 5.
- Online-Befragung von Versorgungsforschenden, alle Studien mit Teilnehmenden aus Deutschland.
Die so generierten Outcomes wurden nach dem EPOC-Schema (Cochrane Effective Practice and Organisation of Care), z.B. in patient:innenbezogene und qualitätsbezogene Outcomes kategorisiert. Im Anschluss wurden die Teilnehmenden an den Studien im Rahmen einer zweistufigen Delphi-Befragung gebeten, alle Outcomes hinsichtlich ihrer Wichtigkeit zu bewerten und zwar unabhängig davon, ob für das jeweilige Outcome bereits Daten und/ oder Messinstrumente vorliegen. A-priori wurde definiert, dass die Outcomes in das COS einfließen, die von 75% oder mehr der Teilnehmenden in mindestens zwei Stakeholder:innen-Gruppen als „von entscheidender Wichtigkeit“ (7–9, 9-stufige Likert-Skala) gewertet wurden.
Ergebnisse: Insgesamt 61 Vertreter:innen der Stakeholder:innen-Gruppen nahmen an den Fokusgruppen, den Interviews und der Online-Befragung teil (14 Patientenvertreter:innen, 15 Vertreter:innen der gesetzlichen Krankenkassen, 13 Vertreter:innen der medizinischen Fachgesellschaften, 19 Versorgungsforschende). Auf Basis der genannten Studien wurde eine Liste mit insgesamt 48 Outcomes zusammen gestellt. In das finale COS wurden 27 Outcomes aus allen EPOC-Domänen gewählt. 9 dieser Outcomes fallen in die Domäne „Qualitätsbezogene Outcomes“, zum Beispiel „Indikationsstellung (Qualität)“. Den höchsten Mittelwert (M=8.23, SD=0.50) über alle Stakeholder:innen-Gruppen erreichte das Outcome „Routine/Erfahrung der Operateur:innen (Fallzahl)“, den niedrigsten Mittelwert (M=4.66, SD=0.29) das Outcome „Nähe der Entfernung zum Wohnort (Entfernung, Fahrzeit)“, womit dieses Outcome nicht im COS enthalten ist.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Das COS für Studien zur Zentralisierung enthält Outcomes in allen EPOC-Domänen. Zukünftige Studien sollten dem Rechnung tragen und Outcomes über patient:innenbezogene Outcomes hinaus berücksichtigen. Weitere Forschung sollte insbesondere zu den „qualitätsbezogenen Outcomes“ Messempfehlungen erarbeiten, um diese in der Forschung zur Zentralisierung berücksichtigen zu können.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: MIVOS – Die Effekte von Mindestmengenregelungen im Krankenhaus; Fördernummer: 01KG2107