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Burnout bei Pflegefachpersonen auf Individual- und Krankenhausebene, nicht durchgeführte Tätigkeiten und Patientensicherheit: Ergebnisse einer Querschnittsstudie in 19 deutschen Krankenhäusern
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Pflegefachpersonen stehen vor großen Herausforderungen, darunter ungünstige Arbeitsbedingungen, hohes Burnout, geringe Personalausstattung, was wiederum zu einem weiteren Fachkräftemangel beiträgt.
Zielsetzung: Diese Studie untersucht Burnout bei Pflegefachpersonen auf Individual- und Krankenhausebene und prüft Zusammenhänge zu vernachlässigten Tätigkeiten.
Fragestellungen: (i) Wie hoch ist das Ausmaß von Burnout unter Pflegefachpersonen und in Kliniken? (ii) Gibt es einen Zusammenhang zwischen Burnout und nicht durchgeführten pflegerischen Tätigkeiten?
Hypothesen: (i) Das Ausmaß von Burnout unterscheidet sich zwischen Kliniken; (ii) Pflegefachpersonen mit Burnout führen häufiger pflegerische Tätigkeiten nicht durch im Vergleich zu Pflegefachpersonen ohne Burnout.
Methode: 2022 fand eine Befragung bei Pflegefachpersonen in 19 deutschen Krankenhäusern statt, die an der EU-Studie Magnet4Europe teilnahmen. Der Fragebogen umfasste u.a. das Burnout Assessment Tool (BAT), Arbeitsbedingungen sowie 13 pflegerische Tätigkeiten. Die 19 Krankenhäuser (KH) wurden anhand des kombinierten Prozentwertes für Burnout/Risiko für Burnout anhand des BAT in drei gleiche Gruppen unterteilt (niedriges Burnout 6 KH, mittleres Burnout 6 KH, hohes Burnout 7 KH). Deskriptive und inferenzstatistische Analysen wurden auf Individual- und Krankenhausebene durchgeführt, Regressionsanalysen sind geplant.
Erwartete Ergebnisse: Bei der untersuchten Stichprobe von 1513 Pflegefachpersonen in der direkten Patientenversorgung (Alter 39,3, [SD 11,8]; weiblich, 79,3%) wurden 16,3% mit Burnout und 21,0% mit einem Risiko für Burnout identifiziert. Burnout ist dabei nicht gleichmäßig über die 19 Kliniken verteilt – die Spanne liegt zwischen 2,2%–32,0% für Burnout, zwischen 11,2%–36,0% für das Burnout-Risiko und für beides kombiniert zwischen 21,7%–53,7%. Die Anzahl nicht durchgeführter Tätigkeiten in der letzten Schicht aufgrund von Zeitmangel ist höher bei Personen mit Burnout (6,0 [SD 3,1]) und Burnout-Risiko (4,7 [SD 2,9] im Vergleich zu Personen ohne Burnout (3,2 [SD 3,0]). Über alle 13 Tätigkeiten hinweg ist der Prozentsatz für vernachlässigte Tätigkeiten bei Burnout höher. Bei der adäquaten Patientenüberwachung ist der Unterschied besonders hoch (60,2% vs. 25,4%) und zeigt sich auch in der KH-Gruppe hohes vs. niedriges Burnoutlevel (40,5% vs. 26,5%, p<0,001). Zudem bestehen im Vergleich der KH-Gruppen hohes vs. niedriges Burnoutlevel statistisch signifikante (jeweils p<0,001) Unterschiede u.a. bzgl. schlechter/angemessener Arbeitsumgebung (69,1% vs. 51,6%), Ungenügender/schlechter Patientensicherheit (16,7% vs. 9,4%) und zu wenig Pflegepersonal (85,3% vs. 66,2%), was auch objektiv anhand der Patient-zu-Pflegekraft-Ratio im Tagdienst auf Normalstation (9,7 [SD 3,7] vs. 8,0 [SD 3,9]; p<0,001) deutlich wird.
Implikation für Forschung und Praxis: Burnout bei Pflegefachpersonen ist im unterschiedlichen Ausmaß in allen Kliniken vertreten, steht jedoch im Zusammenhang u.a. mit schlechten Arbeitsbedingungen und ungenügender Personalbesetzung. Die damit einhergehenden vernachlässigten Tätigkeiten können einen unmittelbaren Einfluss auf die Patientenversorgung und -sicherheit haben. Das Krankenhausmanagement sollte sich dessen bewusst sein und adäquate und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen implementieren. Für die Forschung bleiben die kausalen Zusammenhänge zu prüfen.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Magnet4Europe – Improving Mental Health and Wellbeing in the Health Care Workplace; Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union; Förderkennzeichen 848031