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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Barrieren bei der Implementierung interdisziplinärer Versorgungskonzepte im ambulanten Schmerzmanagement älterer pflegebedürftiger Menschen in Berlin

Meeting Abstract

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  • Christina Rank - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Daniela Koios - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Arlett Wenzel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Dagmar Dräger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf259

doi: 10.3205/24dkvf259, urn:nbn:de:0183-24dkvf2596

Published: September 10, 2024

© 2024 Rank et al.
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Setting der Forschungs- und/oder Praxis-Initiative: ACHE-Intervention ist eine clusterrandomisierte Interventionsstudie mit zwei Interventionsgruppen und einer Kontrollgruppe im Setting der ambulanten Pflege. Im Rahmen des „Interventionsarms I stand die Implementierung von individuellen durch eine interdisziplinäres Team (Pflegewissenschaft, Medizin, Pharmakologie) entwickelten patientenorientierten Empfehlungen zur Verbesserung des Schmerzmanagements durch eine dafür ausgebildete Pain-Nurse im Mittelpunkt. Zielgruppe der Studie waren Pflegebedürftige (≥ 65-Jährige) mit chronischen Schmerzen, die in der eigenen Häuslichkeit durch ambulante Pflegedienste in Berlin versorgt werden. Die Umsetzung der Interventionen erfolgte unter Realbedingungen (pragmatic trial) in Kooperation mit ambulanten Pflegediensten.

Ziel/bzw. Ziele der Initiative: Ziel der Intervention war, konkrete Verbesserungsmöglichkeiten des pflegerischen Schmerzmanagements unter Realbedingungen umzusetzen. Damit verbundene Hürden wurden im Rahmen qualitativer Interviews identifiziert (inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz & Rädiker, 2022).

Herausforderungen und/oder Erfolgsfaktoren: Aufgrund fehlender Informationsweitergabe innerhalb der Pflegedienste war eine geringe Motivation sowie ein fehlendes Sinnerleben der Pflegefachkräfte für eine Qualifizierung zur Pain-Nurse zu beobachten. Dies wurde nach der Schulung dadurch verstärkt, dass die Ausbildungsinhalte des öffentlichen Anbieters nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der ambulanten Pflege abgestimmt waren und die Ausbildungsinhalte nicht praktisch geübt werden konnten. Weitere Barrieren im Bereich der Praxis-Wissenschafts-Interaktion können drei Bereichen zugeordnet werden:

1.
Informationsverlust durch Schnittstellen und hierarchischen Strukturen im Zusammenhang mit der Projektkommunikation sowie fehlende Möglichkeiten zur interdisziplinären Abstimmung der Therapieansätze unter Realbedingungen.
2.
wurde von fehlenden Dokumentationsmöglichkeiten und organisationalen Mängeln für eine sinnvolle Translation der Theorie in die Praxis berichtet. Die Pain-Nurses schienen wenig motiviert, die zusätzlichen/evidenzbasierten Dokumentationsanforderungen im Pflegedienst zu implementieren, da eine Ableitung weiterer schmerzbezogener Maßnahmen durch fehlende Arbeitsmittel, unklare Verantwortlichkeiten sowie fehlende Möglichkeiten der Abrechnung und Refinanzierung erschwert blieb.
3.
Die strukturellen Rahmenbedingungen (z.B. Personalmangel, fehlende Finanzierung, Trennung von SGB V und SGB XI) wirkten sich negativ auf die Umsetzungsmöglichkeiten unter Realbedingungen aus und verhinderten eine kontinuierliche Versorgung im Sinne des Case-Managements.

Aus den beschriebenen Problemfeldern abgeleitete Erfolgsfaktoren werden vorgestellt und kritisch diskutiert.

Schlussfolgerung: Die frühzeitige Einbindung der Pflegekräfte (idealerweise bereits bei der Planung von Projekten und Schulungsinhalten) erscheint essenziell für die erfolgreiche Implementierung von pragmatischen Studiendesigns. Praxisnahe und pragmatische Lösungsansätze müssen im Mittelpunkt stehen und niederschwellig kommuniziert werden. Kurze Kommunikationswege und transparente Dokumentationsmöglichkeiten (z.B. mittels ePA) könnten ein effizientes Schmerzmanagement in der ambulanten Pflege unterstützen.

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: ACHE-Intervention; Fördernummer: Förderung GKV-Spitzenverband-365