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DiGA-Nutzungs- und Verordnungsverhalten drei Jahre nach Implementierung in die GKV-Regelversorgung
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Digitale Gesundheitsanwendungen (DIGAs) sind seit Oktober 2020 Teil der medizinischen Versorgung für 73 Mio. GKV-Versicherte. Inwieweit DiGA in den individuellen Behandlungsplan integriert werden können und ob die in den klinischen Studien festgestellten positiven Effekte von DiGA auf Erkrankungen auch unter alltäglichen Bedingungen auftreten, ist aktuell unklar.
Zielsetzung: Es soll untersucht werden, wie groß das Potential für Versorgungseffekte drei Jahre nach der DiGA-Einführung als GKV-Regelleistung ist.
Methode: Auf Basis von TK-Abrechnungsdaten (n=11 Mio. Versicherte) wird analysiert, wie viele Versicherte im Zeitraum 10.2020–10.2023 differenziert nach Alter, Geschlecht und Region eine DiGA-Inanspruchnahme hatten und inwiefern sich dabei Unterschiede hinsichtlich der Verordnung (Hausarzt vs. Facharzt vs. Eigenverordnung) in Abhängigkeit von Indikationsgruppe und Adhärenz (Einmalverordnung vs. Dauerverordnung) extrahieren lassen.
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum sind insgesamt 108.195 DiGA für 85.398 Versicherte bewilligt worden (i.e.S. erfolgte eine Generierung von Freischaltcodes), wobei meistens (81,5%) eine ärztliche bzw. psychotherapeutische Verordnung zu Grunde lag. Bei 20.068 DiGA erfolgte eine Freischaltung, indem der Versicherte ohne entsprechende Verordnung die DiGA direkt bei der TK mittels (Selbst-) Nachweis der med. Indikation beantragt hat. Eingelöst wurden 93.965 DiGA, d.h. bei 13,2% der Fälle wurde der Freischaltcode vom Versicherten nicht innerhalb von drei Monaten eingelöst (Non-Compliance).
Der Großteil der Versicherten hat im Gesamtzeitraum eine DiGA einmalig eingelöst (82,5%), nur ein kleiner Teil (3,9%) hat mehrere (unterschiedliche) DiGA in Anspruch genommen. Bei 14.970 Versicherten gab es Mehrfach-Inanspruchnahmen (eine DiGA mehrfach bzw. unterschiedliche DiGA einmalig). Differenziert man nach Indikation so dominiert der Psych-Bereich (33.479 DiGA) vor dem Bewegungsapparat (19.821), den Stoffwechselerkrankungen (17.940) und dem Hören (15.022).
Indikationsübergreifend kommen 37,8% der Verordnungen aus dem hausärztlichen und 62,2% aus dem fachärztlichen Bereich. Im letzteren dominieren die Orthopäden (16,4%) vor den HNO-Ärzten (14,1%), Neurologen (7,5%), Psychiatern (4,4%) und den psychologischen Psychotherapeuten (6,0%). Auf-Einzel-DiGA-Ebene wurden Zanadio (13.128), Vivira (14.192) und Kalmeda (13.529) am häufigsten in Anspruch genommenen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Mit GKV-Routinedaten lässt sich die DiGA-Inanspruchnahme transparent darstellen und in demographischen Subgruppen ausdifferenzieren. Die meisten DiGA-Verordnungen kommen von Hausärzten. Der Bereich „Psych“ ist der Indikationsbereich mit den meisten DiGA im Untersuchungszeitraum. Auffällig ist eine große Dynamik bedingt durch Marktein- und -austritte einzelner DiGA.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: ImplementDiGA; Fördernummer: 01VSF22027