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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Die Einstellung von dermatologischen Patienten zu digitalen Gesundheitsinterventionen: Einblicke aus einer Querschnittserhebung und Clusteranalyse

Meeting Abstract

  • Patrick Reinders - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Anastasia Fleyder - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Marina Otten - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf249

doi: 10.3205/24dkvf249, urn:nbn:de:0183-24dkvf2496

Published: September 10, 2024

© 2024 Reinders et al.
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Text

Hintergrund: Die Einführung von Digital Health Interventions (DHIs) wurde als Lösungsansatz zur Verbesserung der dermatologischen Versorgung durch Qualitätssteigerung, Empowerment der Patienten und Effizienzsteigerung vorgeschlagen. Im europäischen Vergleich hinkt hierbei Deutschland hinterher. Dermatologen und Ärzte beklagen vor allem die geringe Nachfrage der Patienten als Barriere.

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, den Grad der Akzeptanz und der Nutzung von DHIs bei dermatologischen Patienten zu untersuchen, Cluster auf Basis der Akzeptanz zu bilden und Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Clustern zu beschreiben.

Methode: Dermatologische Patienten (Psoriasis, atopische Dermatitis, Akne vulgaris, Hautkrebs) wurden über entsprechende Patientenorganisationen zu einer Querschnittsbefragung eingeladen. Der Fragebogen bestand aus Likert-Skala-Items zur Erfassung der Akzeptanz von DHIs. Die Items wurden auf der Basis von zuvor durchgeführten Fokusgruppen entwickelt. Zusätzlich wurden Fragen zur aktuellen und zukünftigen Nutzung von DHIs gestellt. Mit Hilfe der explorativen Faktorenanalyse (EFA) wurden Faktoren identifiziert und die Daten als Input für einen zweistufigen Clustering-Algorithmus reduziert.

Ergebnisse: An der Befragung nahmen 344 Patienten teil. Deren Durchschnittsalter betrug 52.5 Jahre (SD 14.8; 74.0% weiblich). Mithilfe der EFA wurden vier Faktoren identifiziert:

1.
„Akzeptanz von DHIs und Vertrauen“;
2.
„Digitale Kompetenzen der Patienten“;
3.
„Sorgen zu DHIs“; und
4.
„Positiver Einfluss von DHIs“.

Die Clusteranalyse ergab vier Cluster. Cluster 1 („Digitale Skeptiker“; n = 49) hatte eine moderate Akzeptanz (F1; M 2.8, SD 0.6) und keine positiven Erwartungen an DHIs (F4; M 2.2, SD 0.6). Cluster 2 („Vorsichtige Aufgeschlossene“; n = 106) hatte eine hohe Akzeptanz (F1. M 3.9, SD 0.4) und Kompetenzen (F2; M 3.8, SD 0.5). Cluster 3 („Digitale Enthusiasten“; n = 98) hatte eine hohe Akzeptanz (F1; M 4.5, SD 0.3), Kompetenzen (F2; M 4.5, SD 0.4) und eine positive Erwartungshaltung (F4; M 4.5, SD 0.5). Cluster 4 („Einfluss-unsichere Aufgeschlossene“) zeichnet sich durch eine hohe Nutzungsbereitschaft (F1; M 3.9, SD 0.6) und Kompetenz (F2. M 4.3, SD 0.5) sowie eine geringe Einschätzung des positiven Einflusses (F4; M 2.8, SD 0.6) aus. Die „Digitalen Enthusiasten“ waren deutlich jünger als die „Digitalen Skeptiker“ und die „Einfluss-unsicheren Aufgeschlossenen“. Letzteres Cluster wies zusammen mit den „Digitalen Enthusiasten“ häufig die höchsten Nutzungsraten von DHIs auf, z.B. bei der Nutzung digitaler Medikationserinnerungen (24.6% bzw. 24.7%). Die große Mehrheit der Patienten in allen Gruppen, mit Ausnahme der „Digitalen Skeptiker“, kann sich eine verstärkte Nutzung vieler DHIs vorstellen. Dazu gehört beispielsweise die elektronische Patientenakte, bei der sich 75% der Aufgeschlossenen (Cluster 2 und 4) und 94% der „Digitalen Enthusiasten“ eine häufigere Nutzung vorstellen können.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse zeigen, dass eine beträchtliche Gruppe dermatologischer Patienten bereit ist, DHIs häufiger einzusetzen und somit eine Nachfrage nach digitalen Angeboten besteht. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass die unterschiedlichen Raten der Anwendung und Akzeptanz von DHIs in den identifizierten Clustern zu gesundheitlichen Ungleichheiten beitragen können, was bei der Implementierung von DHIs berücksichtigt werden muss.

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: eDerm – Projekt wurde von der Novartis Pharma GmbH gefördert.