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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Ressourcenbetrachtung einer neuen Versorgungsform neurologischer Patient/innen in der Außerklinischen Intensivpflege – erste Ergebnisse aus dem Innovationsfondsprojekt OptiNIV

Meeting Abstract

  • Rebekka Süss - Universität Greifswald, Lehrstuhl für ABWL und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • Stephanie Reichl - Universitätsmedizin Greifswald, AG Neurorehabilitation, Greifswald, Deutschland
  • Wenda Shamoon - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/ Abt. Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Bernadette Einhäupl - Klinikum der Universität München, Abteilung Neurologische Forschung, München, Deutschland
  • Goetze Danae - Klinikum der Universität München, Abteilung Neurologische Forschung, München, Deutschland
  • Thomas Platz - Universitätsmedizin Greifswald, AG Neurorehabilitation, Greifswald, Deutschland
  • Thomas Kohlmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/ Abt. Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Andreas Bender - Klinikum der Universität München, Abteilung Neurologische Forschung, München, Deutschland
  • Steffen Flessa - Universität Greifswald, Lehrstuhl für ABWL und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf241

doi: 10.3205/24dkvf241, urn:nbn:de:0183-24dkvf2411

Published: September 10, 2024

© 2024 Süss et al.
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Text

Hintergrund: Im Rahmen des vom Innovationsfonds geförderten Projektes OptiNIV wird eine neue Versorgungsform zum erfolgreichen Entwöhnen von maschineller Beatmung und/oder Trachealkanüle (TK) neurologischer Patient/innen erprobt. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der ambulanten Nachbetreuung dieser Patient/innen in der außerklinischen Intensivpflege (AKI). Basis der gesundheitsökonomischen Evaluation der neuen Versorgungsform ist die Erfassung der Interventionskosten der neuen Versorgungsleistungen, welche über die derzeitige Regelversorgung der Erkrankten hinausgeht.

Zielsetzung: Die Erfassung der Ressourcen erfolgte über sieben Monate (ab Oktober 2023) und sollte Aufschluss über die anfallenden Zeitaufwände der verschiedenen Personalgruppen (Ärzt/innen, Therapeut/in, Study Nurse) sowie den Ge- bzw. Verbrauch von Geräten bzw. Materialien geben.

Methode: Im ersten Schritt wurde in einem Workshop die Versorgung mithilfe eines Prozesspfades erhoben und grafisch dargestellt, welcher Aufschluss über einzelne Teilprozesse und deren Beziehung untereinander gibt. Die ambulanten Teilprozesse der Versorgung wurden nachfolgend in Interviews mit den an der Versorgung beteiligten Mitarbeitenden weiter charakterisiert, um die anfallenden Ressourcen über Dokumente erfassen zu können. Das therapeutische Case-Management, welches die wöchentliche Fallbesprechung, den werktäglichen Austausch mit den Fachkräften der AKI, die Beratungsfunktion der Beteiligten sowie ein regelmäßiges Assessment vor Ort umfasst, stellen die Kernprozesse dar. Für diese vier Teilprozesse wurden Personalgruppen, Zeiten und Materialen durch die Mitarbeitenden für jeden durchgeführten Prozess erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse: Zur Analyse liegen letztlich ca. 260 Dokumente zum werktäglichen Austausch, 33 zur wöchentlichen Fallbesprechungen und ca. 75 zu den stattgefundenen Assessments vor. Die Beratungsfunktion wurde nur separat dokumentiert, sofern eine physische Handlung aus einer Beratung heraus notwendig wurde, was mit zunehmendem Projektverlauf weniger häufig auftrat. Die Ressource Personalzeit bildet in allen Prozessen die Basis der Ressourcenverbräuche und somit der Kosten. Dabei sind je nach Prozess unterschiedliche Personengruppen in unterschiedlichem Umfang eingebunden. Das Assessment eines/r Patient/in führt zu einer Bindung von durchschnittlich 4 h (inkl. Fahrtzeit), wobei insbesondere Ärzt/innen und Therapeut/innen betroffen sind. Zusätzlich kommen wöchentlich ca. 25 min für den werktäglichen Austausch pro Patient/in hinzu, welcher vorwiegend von der Study Nurse durchgeführt wird. Auch die wöchentliche Fallbesprechung führt vor allem zu einem hohen zeitlichen Aufwand der beteiligten Personen mit durchschnittlich über 2 h für die Besprechung selbst aber auch Termin-, Wochen- und Visitenplanung sowie Dokumentation.

Implikation für Forschung: Die enge Betreuung der Patient/innen über Visiten und den Austausch mit den Pflegefachkräften der AKI soll zu einer Entwöhnung der Patient/innen führen und somit zu einer Entlastung des Gesundheitssystems durch den Wegfall der außerklinischen Intensivpflegesituation dieser Patient/innen. Die Versorgung, welche im Projekt erprobt wird, führt zu einem hohen personellen Einsatz qualifizierter Mitarbeitenden. Die Ressourcenverbräuche werden am Ende monetär bewertet und können am Projektende dem Nutzen der Intervention gegenübergestellt werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: OptiNIV; Fördernummer: 01NVF20027