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Identifikation regionaler Trends bei sozioökonomischer Deprivation und Tagesdosen von Langzeit-Opioid-Patienten mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen in Deutschland
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Deutschland weist im weltweiten Vergleich einen der höchsten Pro-Kopf-Verbräuche an opioiden Analgetika (OA) auf [1]. Internationale Studien zeigen, dass es innerhalb von Ländern regionale Unterschiede in den Verschreibungsmustern sowie höhere Dosen in sozioökonomisch benachteiligten Gebieten gibt [2]; solche Analysen wurden für Deutschland bisher noch nicht durchgeführt.
Zielsetzung: Ziel dieser Untersuchung war es, den Zusammenhang zwischen verordneten Tagesdosen von Langzeit-OA-Patienten mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen und sozioökonomischer Deprivation in Deutschland auf regionaler Ebene zu analysieren.
Methode: Die Analyse basierte auf den GKV-Routinedaten der DAK-Gesundheit aus dem Zeitraum 01/2018 bis 03/2021. Einbezogen wurden alle Versicherten, die mindestens 18 Jahre alt waren und in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen jeweils mindestens eine OA-Verschreibung erhalten hatten. Die Wohnregion jedes Patienten lag als dreistellige Postleitzahl vor. Aus den Verschreibungsdaten wurde für jedes Postleitzahlengebiet die durchschnittliche verschriebene Tagesdosis (PDD) von Opioiden ermittelt. Um für eine unterschiedliche Altersstruktur zwischen den Gebieten zu adjustieren, wurde eine direkte Altersstandardisierung vorgenommen. Als relatives Maß für die sozioökonomische Benachteiligung auf Postleitzahlenebene diente der German Index of Social Deprivation (GISD). Regionale Trends für den Zusammenhang zwischen PDD und GISD wurden mit Hilfe eines k-means Clustering unter Verwendung des Hartigan-Wong-Algorithmus analysiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 113.475 Patienten eingeschlossen. Alle vorhandenen 671 dreistelligen Postleitzahlbezirke konnten abgedeckt werden, mit einer Mindestzahl von 10 Patienten und einer Höchstzahl von 717 Patienten pro Gebiet. Die Clusterbildung zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen PDD und GISD wurde mit einer Anzahl von fünf Clustern durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten ein großes Cluster mit hoher Tagesdosis bei gleichzeitig hoher sozioökonomischer Deprivation im Nordwesten Deutschlands. Die südlichen Gebiete wiesen Cluster mit niedrigen bis mittleren Tagesdosen und niedriger bis mittlerer Deprivation auf. In allen identifizierten Clustern zeigte sich jedoch eine hohe Variation bei Tagesdosen und GISD-Werten.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die vorläufigen Ergebnisse liefern erste Hinweise auf höhere Tagesdosen in sozioökonomisch benachteiligten Regionen. In einem nächsten Schritt wird die Analyse mit einer anderen Clusteranzahl wiederholt und die interne Validität verglichen. Die abschließenden Analysen zielen darauf ab, Gebiete zu lokalisieren, in denen das Risiko einer Fehlversorgung besteht. Diese Ergebnisse könnten als Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen in den betroffenen Gebieten dienen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Opioidhaltige Analgetika – Untersuchung zu Entwicklungstrends in der Versorgung bei nicht-tumorbedingten Schmerzen (Op-US); Fördernummer: 01VSF19059
Literatur
- 1.
- Richards GC, Aronson JK, Mahtani KR, Heneghan C. Global, regional, and national consumption of controlled opioids: a cross-sectional study of 214 countries and non-metropolitan territories. Br J Pain. 2022 Feb;16(1):34-40. DOI: 10.1177/20494637211013052
- 2.
- Mordecai L, Reynolds C, Donaldson LJ, de C Williams AC. Patterns of regional variation of opioid prescribing in primary care in England: a retrospective observational study. Br J Gen Pract. 2018 Mar;68(668):e225-e233. DOI: 10.3399/bjgp18X695057