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Die Sichtweise von Fachkräften des Gesundheitswesens auf Partizipation und Shared-Decision-Making von chronisch kranken Kindern und ihren Eltern: Eine Interviewstudie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Gemeinsame Entscheidungsfindung (Shared-Decision-Making, SDM) und die Beteiligung an Prozessen der Gesundheitsversorgung (Partizipation) beeinflusst u.a. die Zufriedenheit und die Compliance von erwachsenen Patientinnen und Patienten. In der Pädiatrie ist die Evidenzlage zur Umsetzung und Wirksamkeit von SDM und Partizipation bisher begrenzt. Insbesondere in der Versorgung von chronisch kranken Kindern können SDM und Partizipation aber von hoher Relevanz sein. Einflussfaktoren bei der Umsetzung von SDM und Partizipation im pädiatrischen Setting, Erfahrungen von Fachkräften des Gesundheitswesens (FK), sowie deren Motivation, Einstellungen und Zielvorstellungen bezüglich der Umsetzung sind nicht systematisch untersucht.
Zielsetzung: Vor diesem Hintergrund untersuchen wir im Rahmen der PedSDM-Studie die Perspektive der FK zu SDM und Partizipation in der Versorgung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen. Im Einzelnen werden die Haltung, die Einstellungen und mögliche Barrieren und Förderfaktoren sowie Erfahrungen der FK in der Umsetzung, in Anlehnung an die Theorie des geplanten Verhaltens, näher beleuchtet.
Methode: Es wurden 24 halbstrukturierte Interviews mit FK aus unterschiedlichen Fachrichtungen (Pädiatrie, Psychologie, Physiotherapie, Logopädie etc.) durchgeführt. Die Rekrutierung der Teilnehmenden wurde deutschlandweit in Kliniken, Rehabilitationskliniken, Psychiatrien und sozialpädiatrischen Zentren vorgenommen. Alle Befragten arbeiten mit chronisch kranken Kindern zwischen 7–18 Jahren, weitere Einschlusskriterien wurden nicht festgelegt. Die Interviews wurden aufgezeichnet (Ton) und transkribiert. Die Auswertung der Interviews erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse: Der Abschluss der qualitativen Auswertung ist für Juli 2024 angestrebt. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. Zeitmangel, innerfamiliäre Strukturen und das Setting) Hindernisse für die Umsetzung von SDM und Partizipation von Kindern und Eltern in Gesundheitsversorgungsprozessen sein können. Das Verständnis der FK von SDM und Partizipation von Kindern beruht eher auf persönlichen Überzeugungen und Erfahrungen als auf konzeptionellen Ideen oder Methoden. Außerdem sind die Eltern für die meisten FK die wichtigsten Gesprächspartner. Die Einbindung von Kindern in Entscheidungsprozesse wird von zahlreichen verhaltensbezogenen und strukturbedingten Faktoren beeinflusst. Der Einbezug von Kindern in die Versorgung und Entscheidungen wird zum Teil als sehr wichtig aber auch schwierig empfunden.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Besonderheit Triade im pädiatrischen Setting birgt besondere Herausforderungen für FK. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass multiple Einflussfaktoren auf unterschiedlichen Ebenen (Mikro-, Meso-, Makroebene) vorliegen. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein Umdenken bei Familien (Eltern) bezüglich der Rolle des Kindes in Entscheidungen ebenso essentiell ist, wie die individuelle Reflexion der FK bezüglich ihrer Einstellungen und Werte. Darüber hinaus können die Ergebnisse Hinweise auf Rahmenbedingungen und Situationen geben, in denen Partizipation und SDM eher umsetzbar ist.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Pediatric Shared Decision Making – Bestandsaufnahme, Analyse und Empfehlungen zu Partizipation und Shared Decision Making in der pädiatrischen Routineversorgung (PedSDM); Fördernummer: 01VSF22034