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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

As-Tra – nutzerzentrierte Entwicklung, Evaluation und Implementierung eines technischen Assistenzsystems für ältere Menschen zur nachhaltigen Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungssituation

Meeting Abstract

  • Mareike Förster - Nachwuchsgruppe Ernährung und Funktionalität im Alter, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland
  • Lisa Happe - Nachwuchsgruppe Ernährung und Funktionalität im Alter, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland
  • Vincent Quinten - Nachwuchsgruppe Ernährung und Funktionalität im Alter, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland
  • Rebecca Diekmann - Nachwuchsgruppe Ernährung und Funktionalität im Alter, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf201

doi: 10.3205/24dkvf201, urn:nbn:de:0183-24dkvf2011

Published: September 10, 2024

© 2024 Förster et al.
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Text

Hintergrund: Ernährung und Bewegung sind zwei Elemente, die entscheidend zum Erhalt des Gesundheitsstatus im Alter beitragen. Empfehlungen oder eingeleitete Therapien zur Bewegungsförderung oder Ernährungsumstellung im Alltag umzusetzen, ist für Senior*innen jedoch oft problematisch. Technische Assistenzsysteme könnten dazu beitragen, Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen, individualisierte Interventionen anzubieten und so die Selbstständigkeit älterer Menschen zu erhalten.

Zielsetzung: Das Projekt AS-Tra (Assistenzsystem zur nachhaltigen Verbesserung des Ernährungs- und Mobilitätsstatus älterer Menschen unter Berücksichtigung des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung) hat zum Ziel, ein innovatives, technisches Assistenzsystem zu entwickeln und zu evaluieren. Dieses besteht aus einer App und einer Mess- und Trainingsstation und richtet sich an Senior*innen (≥ 70 Jahre) mit Ernährungs- und/oder Bewegungsdefiziten.

Methodik: Teilnehmende über 70 Jahre mit bestehenden Ernährungs- und/oder Bewegungsdefiziten werden rekrutiert. Unter Anwendung des Medical Research Council Frameworks zur Entwicklung komplexer Interventionen werden folgende Projektphasen durchgeführt:

1.
Feasibility-Untersuchung mittels Fokusgruppen zur Ermittlung des Nutzungskontextes und der Bedürfnisse der Zielgruppe. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird ein Prototyp des Assistenzsystems entwickelt und in iterativen Testzyklen evaluiert. Dabei werden sowohl quantitative Daten (System Usability Scale (SUS), Aufgabenerfüllung, benötigte Zeit) als auch qualitative Daten („Thinking Aloud“) erhoben.
2.
Eine Pilotstudie mit n = 10 Teilnehmenden über 3 Wochen zur Untersuchung der Usability und Identifizierung von Optimierungspotenzialen. Dabei wird die eigenständige Nutzung unter Berücksichtigung der individuellen Phase des transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung (TTM) evaluiert.
3.
Eine randomisierte kontrollierte Studie mit n = 124 Personen zur Untersuchung der Wirksamkeit hinsichtlich der Veränderung des Ernährungs- und Mobilitätsstatus sowie des Verlaufs der TTM Phasen über maximal 12 Wochen.

Ergebnisse: Es wurden fünf Fokusgruppen, mit n = 21 Senior*innen (n = 11 weiblich (52%), Durchschnittsalter 78.5 ± 4.6 Jahre) durchgeführt. Es zeigte sich eine grundsätzliche Offenheit und ein Interesse an der eigenständigen Nutzung digitaler Systeme zur Verbesserung der Gesundheit. Als bevorzugte Elemente wurden eine Pulsmessung, eine Handkraftmessung und ein Training mit Fokus auf Gleichgewicht, Koordination und Reaktion identifiziert.

Anschließend wurden drei iterative Testzyklen mit insgesamt n = 34 Teilnehmenden (78.6 ± 5.6 Jahre) durchgeführt. Im letzten Iterationszyklus wurde eine SUS von 78.18 ± 12.6 erreicht. Der Start der Pilotstudie ist für Sommer 2024 geplant.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Im Rahmen der ersten Projektphase (Feasibility) konnte gezeigt werden, dass die Zielgruppe generell offen und interessiert ist, ihre Ernährung und Bewegung eigenständig zu überprüfen und zu optimieren. Durch iterative Optimierungen konnte ein eigenständig nutzbares System einer Mess- und Trainingsstation mit guter Usability entwickelt werden. Die Untersuchungen verdeutlichen die Notwendigkeit maßgeschneiderter Anleitungen und Unterstützungsfunktionen, um älteren Menschen die selbstständige Nutzung technischer Assistenzsysteme zu erleichtern.