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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Wie lange benötigt man bis zu einer Facharztqualifikation? Daten zur ärztlichen Weiterbildungshistorie in Hessen

Meeting Abstract

  • Iris Natanzon - Landesärztekammer Hessen K. d. ö. R., Frankfurt am Main, Deutschland
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen K. d. ö. R., Frankfurt am Main, Deutschland
  • Liina Baumann - Landesärztekammer Hessen K. d. ö. R., Frankfurt am Main, Deutschland
  • Katrin Israel-Laubinger - Landesärztekammer Hessen K. d. ö. R., Frankfurt am Main, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf194

doi: 10.3205/24dkvf194, urn:nbn:de:0183-24dkvf1942

Published: September 10, 2024

© 2024 Natanzon et al.
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Text

Hintergrund: Weiterhin herrscht Fachärztemangel in Deutschland. Je nach Fachgebiet dauert die Weiterbildung zur Fachärztin/zum Facharzt laut Weiterbildungsordnung vier bis sechs Jahre. Dementsprechend vergehen einige Jahre, bis die Ärzteschaft in der Patientenversorgung in den jeweiligen Fachgebieten tätig sein kann. Es existieren kaum Studien über die reale Dauer der Weiterbildung zwischen Approbation und Facharztqualifikation.

Zielsetzung: Ziel ist es, eine Vorstellung über die tatsächlichen Zahlen hinsichtlich der Dauer einer Facharztweiterbildung zu erhalten. Im Falle einer Überschreitung der Weiterbildungszeit laut Weiterbildungsordnung sollen die Gründe identifiziert werden.

Methode: Im Jahr 2023 wurden N=813 Absolventinnen und Absolventen der fachärztlichen Weiterbildung (Gebietsbezeichnung) in Hessen online befragt. Der Link zum Fragebogen wurde nach der Facharztprüfung an die jeweiligen Absolventinnen und Absolventen verteilt. Abgefragt wurde die Aus- und Weiterbildungshistorie (u.a. Beginn und Abschluss des Medizinstudiums sowie der Weiterbildung), mögliche Unterbrechungen der Weiterbildung und Gründe für diese. Die Auswertung erfolgte mit der Statistiksoftware Sphinx Survey.

Ergebnisse: N=209 Absolventinnen und Absolventen der fachärztlichen Weiterbildung nahmen an der Online-Umfrage teil. Zwischen Approbation und Facharztqualifikation liegt der Mittelwert bei 10,1 Jahren, davon benötigen die weiblichen Befragten (n=112) 10,2 Jahre und die männlichen (n=89) 9,8 Jahre. Die Weiterbildungszeit der Befragten (N=205) beträgt durchschnittlich 7,1 Jahre, davon unter den weiblichen 7,2 Jahre und unter den männlichen 6,6 Jahre. Verzögerungsgründe sind in 43% der Fälle eine Unterbrechung auf Wunsch sowie eine ungewollte Unterbrechung (13%). Hauptsächlicher Grund für die gewünschte Unterbrechung war die Elternzeit (77%). Für die ungewollte Unterbrechung wurden jeweils in 23% der Fälle eine fehlende Anschlussbeschäftigung beim Wechsel der Weiterbildungsstätte genannt sowie persönliche Gründe. Ein Fachgebietswechsel führte bei 14% ebenfalls zu einer Verlängerung der Weiterbildungszeit sowie auch eine Teilzeitbeschäftigung (29%).

Diskussion: Die Daten verdeutlichen, dass die fachärztliche Weiterbildung länger dauert als die festgelegte Dauer in der Weiterbildungsordnung. Es erscheint erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Rahmen der Weiterbildung zu verbessern. Ferner sollten organisatorische Maßnahmen, u.a. bessere Anschlussbeschäftigungen beim Wechsel der Weiterbildungsstätte sowie bessere Möglichkeiten der Weiterbildung in Teilzeit, implementiert werden.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: In Zukunft sollten länderübergreifend Einflussfaktoren auf die Weiterbildungsdauer genauer erforscht werden, um Handlungsmaßnahmen abzuleiten sowie eine gezielte Verbesserung der Weiterbildungssituation zu erlangen. Nur so kann eine ausreichende fachärztliche Versorgung gewährleistet werden.