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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Pilotprojekt zur Konzeption eines strukturierten Programms in der psychosozialen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Angehörigen nach pädiatrischer Krebserkrankung

Meeting Abstract

  • Amelie Polutta - Pädiatrisches Forschungsnetzwerk, Essen, Deutschland
  • Rebecca Kristiment - Pädiatrisches Forschungsnetzwerk, Essen, Deutschland
  • Katharina Waack - Pädiatrisches Forschungsnetzwerk, Essen, Deutschland
  • Amrei Hoffmann - Pädiatrisches Forschungsnetzwerk, Essen, Deutschland
  • Dirk Reinhardt - Universitätsklinikum Essen, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf163

doi: 10.3205/24dkvf163, urn:nbn:de:0183-24dkvf1631

Published: September 10, 2024

© 2024 Polutta et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland erkranken jährlich etwa 2.200 Kinder und Jugendliche an Krebs. Durch neue, standardisierte Behandlungen mit hoher Wirksamkeit überleben 80% der Betroffenen. Damit erhöht sich allerdings die Anzahl der Betroffenen mit Folgeerkrankungen und Spätfolgen, was die Etablierung von Versorgungsstrukturen in der Nachsorge notwendig macht [1]. Der Fokus liegt derzeit vermehrt auf Langzeitüberlebenden (> 5 Jahre nach Diagnose) und der Transition in die Erwachsenenmedizin [1], [2], [3], [4], [5], [6]. Die Nachsorge innerhalb der ersten 5 Jahre nach Diagnose ist medizinisch, durch z.B. die Erkennung von Rezidiven und Zweitmalignomen geprägt [1], [3], [6]. Aber auch die psychosoziale Nachsorge sollte idealerweise bereits kurz vor dem Abschluss der Akuttherapie beginnen, da das Ende der intensiven Therapie mit dem Verlust an Sicherheit, Angst vor Rezidiven sowie der Hoffnung auf Heilung, aber auch Herausforderungen und hohen Erwartungen an die Rückkehr in den Alltag verbunden ist. Die Etablierung einer kinderonkologischen Anlaufstelle (KOALA) außerhalb pädiatrisch-onkologischer Zentren kann Betroffenen und Angehörigen als konstantes Beratungs- und Beziehungsangebot unmittelbar nach der Intensivtherapie dienen [7], [8].

Zielsetzung: Forschungsziel des Pilotprojekts ist die Erfassung psychosozialer Bedarfe und Bedürfnisse von Betroffenen und Angehörigen im Übergang der intensiven Therapie in die Akutnachsorge nach pädiatrischer Krebserkrankung. Dies dient als wissenschaftliche Grundlage für die Etablierung eines strukturierten Programms in der psychosozialen Akut-Nachsorge für Kinder, Jugendliche und Angehörige.

Methode: Die psychosoziale Bedarfs- und Bedürfnisanalyse soll mittels (teil-)standardisierter Fragebögen im Rahmen der Ersterhebung (t0) als Querschnittsuntersuchung erfolgen. Geplant ist der Einsatz des NPO-11 (Screening zur Einschätzung des psychosozialen Nachsorgebedarfs in der pädiatrischen Onkologie) und der BaPPsy-N (Basisbogen der pädiatrisch-psychosozialen Nachsorge), optional ergänzt durch qualitative Instrumente sowie die Erhebung der Lebensqualität (z.B. PedsQL, SF-36). Die Erhebung wird durch soziodemografische Daten und Angaben zur onkologischen Grunderkrankung vervollständigt. Zu festgelegten Zeitpunkten (t1 = nach 6 Monaten, t2 = nach 1 Jahr) erfolgt eine Re-Evaluation. Die Datenanalyse soll mittels deskriptiver und induktiver Statistik erfolgen. Zudem ist eine Analyse der Akzeptanz und Zufriedenheit geplant.

Ergebnisse: Geplanter Start des KOALA-Pilotprojektes: 06/2024. Rekrutierungsphase: 08/2024–02/2025. Auswertung: 03/2025–05/2025.

Implikation für die Versorgungspraxis: Übergeordnetes Ziel ist die Etablierung einer kinderonkologischen Anlaufstelle (KOALA) für Betroffene und Angehörige in der Rhein-Ruhr-Region, welche sektorübergreifend gestaltet ist und sich an den Zielen und Aufgabenbereichen der S3-Leitlinie „Psychosoziale Versorgung in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie“ orientiert. Die im Pilotprojekt generierte Evidenz ermöglicht eine bedarfsgerechte sowie patienten- und angehörigenzentrierte Versorgung. Der Aufbau solcher qualifizierter Versorgungsstrukturen ist essenziell, um Betroffene und deren Angehörige bei der Krankheitsbewältigung und Rückkehr in den Alltag bestmöglich zu unterstützen sowie der Manifestation sozialer und ökonomischer Folgen vorzubeugen.


Literatur

1.
Salow V, Borgmann-Staudt A, Diesselhorst V, Wörmann B, Balcerek M, Calaminus G, Gebauer J, Langer T. Spätfolgen und Nachsorge in der Pädiatrischen Onkologie. Best Practice Onkologie. 2023;18(6):278-87. DOI: 10.1007/s11654-023-00496-7 External link
2.
Langer T, Gebauer J, Calaminus G, Baust, K. Nachsorge ist Vorsorge: Damit Spätfolgen nicht unerkannt bleiben. Pädiatrie. 2020;32(Suppl 1):2-25. DOi: 10.1007/s15014-020-2376-z
3.
Calaminus G, Baust K. Cancer Survivorship: klinische Programme aus der pädiatrischen Onkologie. In Forum. 2022;37(5): 361-6. DOI: 10.1007/s12312-022-01120-5 External link
4.
Gebauer J, Langer T. Transition in der pädiatrischen Onkologie–Langzeitnachsorge und Spätfolgen nach Krebserkrankung im Kindes-und Jugendalter. Best Practice Onkologie. 2019;14(3):78-82. DOI: 10.1007/s11654-019-0124-z External link
5.
Grabow D, Kaatsch P. European PanCare-projects regarding late effects in childhood cancer survivors. Der Onkologe. 2018;24:754-9.
6.
Eggert A. Aktuelle Entwicklungen der pädiatrischen Onkologie–Neue Therapieoptionen, Versorgungskonzepte und Nachsorge. Der Klinikarzt. 2015;44(12):635-42. DOI: 10.1055/s-0041-108253 External link
7.
Nagele E, Fürschuß C, Mohapp A, Wiegele K, Lackner H, Urban C. Psychosoziale Versorgung pädiatrisch-onkologischer PatientInnen. Monatsschr Kinderheilkd. 2017;165:780-5. DOI: 10.1007/s00112-017-0332-y External link
8.
Wiener A, Salzmann N. Psychosoziale Versorgung in der pädiatrischen Onkologie. Die Onkologie. 2016;22(12):978-83. DOI: 10.1007/s00761-016-0089-2 External link