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Ambulante parenterale antimikrobielle Therapie (APAT) aus Sicht der Patient*innen: Eine Mixed-Methods-Studie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Die ambulante parenterale antiinfektive Therapie (APAT) ist eine Alternative zur stationären Antibiotikatherapie. Patient:innen können sich über einen venösen Zugang, z.B. mit Hilfe einer Elastomerpumpe, die Medikation selbst verabreichen. Internationale Studien haben gezeigt, dass die APAT im Vergleich zur stationären Versorgung Vorteile, wie eine höhere Patientenzufriedenheit, bietet. In Deutschland wird die APAT bisher nur selten durchgeführt, weshalb keine fundierten Ergebnisse zu den Erfahrungen und Bedenken der Patient:innen vorliegen.
Zielsetzung: Beschreibung der Erfahrungen von Patient:innen mit ihrer APAT-Versorgung in einer deutschen Pilotregion (Metropolregion Köln).
Methode: Prospektive Beobachtungsstudie im explanatory-sequential Mixed-Methods-Design: Erhebung klinischer Daten (separat publiziert) und postalische Befragung zu drei Zeitpunkten (N=78 Patient:innen, deskriptive Analyse) sowie vertiefende, strukturierte Interviews mit 12 Patient:innen (inhaltsanalytische Auswertung)
Ergebnisse: Alle Patient:innen bewerteten die APAT-Versorgung in der postalischen Befragung mindestens mit ‚gut‘, 72,4% sogar mit sehr gut. 98,3% würden die APAT wieder durchführen, wenn es notwendig wäre, und 96,6% würden sie weiterempfehlen.
Etwa ein Drittel der Befragten gab an, den venösen Zugang in der Öffentlichkeit absichtlich versteckt zu haben. Circa 15% der Befragten berichteten von Komplikationen während ihrer Behandlung (z.B. mechanische Probleme des Pumpensystems, vermutete Nebenwirkungen der Therapie wie Abgeschlagenheit und Ekzeme).
Besonders positiv bewerteten die Patient:innen in den qualitativen Interviews die Möglichkeit, den stationären Initialaufenthalt zu verkürzen und die antiinfektive Therapie zu Hause fortzusetzen. Die von einigen Patient:innen anfangs geäußerten Bedenken, ob sie die Antibiotikatherapie zu Hause selbstständig durchführen können, konnten von den Gesundheitsversorgenden (Ärzt:innen und Apothekenmitarbeitenden) im Gespräch mit dem/der Patient:in oftmals zerstreut werden. Die Interviewten haben den regelmäßigen Kontakt mit den Gesundheitsdienstleistenden als positiv empfunden. Es wurden Verbesserungsvorschläge zur Organisation der wöchentlichen Kontrolltermine (Wunsch: weniger Wartezeit) und zur Bereitstellung von Informationen über die APAT (Wunsch nach Flyern und Videos zur Applikation) gemacht.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Studie zeigt eine hohe Patientenzufriedenheit mit der APAT. Ein wichtiger Faktor, der aus Sicht der Patient*innen, dazu beiträgt, ist die Präferenz der ambulanten Behandlung gegenüber der stationären. APAT ist in Deutschland noch eine relativ neue Versorgungsform. Implementierung und Ausbau der APAT-Strukturen ist dringend erforderlich, um die von Patientenseite gewünschte APAT-Versorgung flächendeckend und qualitativ hochwertig anbieten zu können.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Ambulante parenterale Antibiotikatherapie in der Kölner Metropolregion (K-APAT); Fördernummer: 01VSF18036