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Familienorientierte Erwachsenenrehabilitation für psychisch Erkrankte („FER“) – Evaluationskonzept einer multimodalen, interprofessionellen Intervention
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Psychische Erkrankungen von Familienmitgliedern betreffen nicht nur das Individuum und entstehen nicht nur im Individuum [1], sondern haben multidirektionale Auswirkungen auf das gesamtfamiliäre System. Medizinische Leitlinien und Rehabilitationsträger empfehlen daher, Angehörige in die Behandlung miteinzubeziehen. Dies ist jedoch bislang in der klinischen Versorgungslandschaft kaum abgebildet [2].
Zielsetzung: Im Projekt Familienorientierte Erwachsenenrehabilitation („FER“) wird eine Interventionsmaßnahme für die Psychosomatischen Rehabilitation entwickelt, implementiert und evaluiert, bei der Angehörige (Partner*innen, Kinder) in die Behandlung integriert werden. Folgende Fragestellungen werden begleitend untersucht:
- 1.
- Welche Behandlungsbedürfnisse und Unterstützungsbedarfe haben psychosomatische Rehabilitand*innen und deren Angehörige (Partner*innen, Kinder) bezüglich eines familienorientierten Konzeptes? Welche Befürchtungen haben sie?
- 2.
- Wie kann die empirisch erreichte Zielgruppe beschrieben werden und entspricht sie derjenigen, für die die Maßnahme konzipiert wurde? (Zugangsevaluation)
- 3.
- Wie ist die Maßnahme ausgestaltet? Welche Interventionsbausteine werden für wen in welcher Form umgesetzt und welche Anpassungen müssen vorgenommen werden? (Prozessevaluation)
- 4.
- Wie kann die potenzielle Wirksamkeit der Maßnahme bewertet werden? In welchen Zielgrößen werden klinisch relevante Veränderungen beobachtet und inwiefern können Veränderungen auf die neue Maßnahme zurückgeführt werden?
Methode: Es wird ein Mixed-Methods-Design herangezogen. Durch qualitative Interviews mit Rehabilitand*innen und Angehörigen werden Fragestellungen zu Behandlungs- und Unterstützungsbedürfnissen sowie zur Prozessevaluation untersucht. Bei FER-Teilnehmenden sowie einer Vergleichsgruppe werden zu Beginn/ Ende/ 3 und 6 Monate nach der Reha mittels standardisierter Fragebögen u.a. psychische Symptomatik, Arbeitsfähigkeit, Krankheitsüberzeugungen, familiäre Belastung, Elternkompetenz sowie Verhaltensauffälligkeiten von Kindern erfasst und sowohl im zeitlichen Verlauf innerhalb der sowie zwischen den Gruppen analysiert (Zugangs- und Ergebnisevaluation). Katamnestisch werden Interviews per Videokonferenz mit allen Familienmitgliedern durchgeführt, um (a) die Befunde inhaltlich zu erweitern/validieren, (b) die Zufriedenheit und Nachhaltigkeit der Maßnahme, (c) eingeschätzte Veränderungen sowie (d) weiter bestehenden Behandlungsbedarf zu erfassen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Durch die Integration aller Ergebnisse können Zugang, Prozess und Ergebnisse von FER umfassend beschrieben und Empfehlungen zur weiteren wissenschaftlichen Evaluation sowie zur Verstetigung/ Übertragung des Konzeptes in andere Kliniken gegeben werden.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Familienorientierte Erwachsenenrehabilitation für psychisch Erkrankte – FER; Fördernummer: rehapro, DRV Bayern Süd, 3. Förderwelle, FKZ:R002J2023
Literatur
- 1.
- Taubner S, Kasper L, Hauschild S, Wiegand-Grefe S, Georg A. Bifokale Perspektive in der Arbeit mit Familien mit psychisch erkrankten Eltern: Training zur Verbesserung von Einstellungen, Wissen und Fertigkeiten für medizinische Fachkräfte. Psychotherapeut (Berl). 2022;67(1):50-7. DOI: 10.1007/s00278-021-00557-8
- 2.
- Wiegand-Grefe S, Taczkowski J. Familie mitdenken – Plädoyer für eine Reform zur Familienmedizin und -psychologie. PiD - Psychotherapie Im Dialog. 2021;22(01):19–24. DOI: 10.1055/a-1215-0584