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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Herausforderungen am Sektorenübergang von der akuten Sepsisversorgung zur Rehabilitation/Nachsorge – Ergebnisse leitfadengestützter Fokusgruppendiskussionen

Meeting Abstract

  • Lena Kannengießer - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg; Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät, Magdeburg, Deutschland
  • Lea Draeger - Universitätsklinikum Jena; Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Carolin Fleischmann-Struzek - Universitätsklinikum Jena; Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Jena, Deutschland
  • Claudia Matthäus-Krämer - Universitätsklinikum Jena; Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Jena, Deutschland
  • Jutta Bleidorn - Universitätsklinikum Jena; Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf153

doi: 10.3205/24dkvf153, urn:nbn:de:0183-24dkvf1531

Published: September 10, 2024

© 2024 Kannengießer et al.
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Text

Hintergrund: Die Sepsis ist ein komplexes, lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches eine multiprofessionelle und interdisziplinäre Behandlung erfordert, die nicht mit Abschluss der (intensivmedizinischen) Akutversorgung endet. Eine optimale (Weiter-)Versorgung impliziert u.a. ein strukturiertes Entlass- und Überleitungsmanagement sowie eine interdisziplinäre Rehabilitation und Nachsorge mit struktureller Unterstützung [1]. Zur Verwirklichung eines holistischen Versorgungssystems bedarf es u.a. einer besonderen Berücksichtigung der Sektorenübergänge, um Versorgungs- und Kommunikationslücken bei der Patient:innenübergabe entgegenzuwirken.

Zielsetzung: Mittels Fokusgruppendiskussionen werden Herausforderungen bei der sektorenübergreifenden Versorgung von Sepsispatient:innen eruiert sowie darauf aufbauende praktische Optimierungsansätze erarbeitet. Untersucht wird die Fragestellung, inwiefern strukturelle Versorgungslücken an der Schnittstelle von Akutversorgung und Rehabilitation/Nachsorge eine adäquate Patient:innenversorgung nach überlebter Sepsis erschweren.

Methode: Für die qualitativen Analysen werden 4 bis 5 synchrone Online-Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt ca. 20 Teilnehmenden aus der Akutversorgung, rehabilitativen Versorgung und der ambulanten Nachsorge geführt. Die Durchführung und Auswertung der Fokusgruppen erfolgt in Anlehnung an den Concept Mapping Approach und den Framework Approach.

Ergebnisse: Vorläufige Analysen deuten darauf hin, dass insbesondere der unzureichende reziproke Informationsaustausch zwischen den involvierten Sektoren als Defizit wahrgenommen wird. Hierbei wünschen sich die befragten Akteur:innen z.B. eine geeignete Kommunikationsplattform, um einen regelmäßigen und datenschutzkonformen Austausch im Sinne einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu realisieren. Darüber hinaus werden z.B. ein unzureichendes Entlassmanagement und die edukative, organisatorische und emotionale Unterstützung der Patient:innen im aufwändigen Rehabilitations-/Nachsorgeprozess als weitere Herausforderungen beschrieben. Als kritisch wird zudem empfunden, den Patient:innen häufig nicht die Rehabilitationsform ermöglichen zu können, die ihren gesundheitlichen Bedürfnissen entspräche (z.B. durch mangelnde Kapazitäten entsprechender Rehabilitationskliniken).

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Etablierung eines interdisziplinären und sektorenübergreifenden Kommunikationsnetzwerks ist für die Behandlung der Sepsis und ihrer Folgen essenziell, um einen gelungenen Sektorenübergang und damit eine kontinuierliche Versorgung von der stationären Behandlung bis zur strukturierten Rehabilitation/Nachsorge zu gewährleisten. Als gewinnbringend für eine (standortübergreifende) Zusammenarbeit wird bspw. die Einführung regelmäßiger interdisziplinärer (Online-)Sepsiskonferenzen konform zu bereits etablierten Tumorkonferenzen diskutiert.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: AVENIR – Verbesserung der Versorgung von Sepsispatienten: Analyse von Versorgungspfaden, -erfahrungen und -bedarfen von Patienten mit und nach Sepsiserkrankung; Fördernummer: 01VSF21031


Literatur

1.
Fleischmann-Struzek C, Rose N, Born S, Freytag A, Ditscheid B, Storch J, Schettler A, Schlattmann P, Wedekind L, Pletz MW, Sänger S, Brunsmann F, Oehmichen F, Apfelbacher C, Drewitz KP, Piedmont S, Denke C, Vollmar HC, Schmidt K, Landgraf I, Bodechtel U, Trumann A, Hecker R, Reinhart K, Hartog CS. White Paper – Verbesserung der Versorgungs- und Behandlungsangebote für Menschen mit Sepsis- und Infektionsfolgen. Dtsch Med Wochenschr. 2022 Apr;147(8):485-91. DOI: 10.1055/a-1741-3013 External link