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Vergleich von Krankenhausverweildauer und korrespondierenden Einflussfaktoren bei ischämischem Schlaganfall und transitorisch-ischämischer Attacke
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: In Deutschland werden jährlich etwa 240.000 Schlaganfallbetroffene hospitalisiert, wobei der ischämische Schlaganfall (IS), bei dem es zu einer Unterbrechung des Blutflusses kommt, den größten ätiologischen Anteil bildet [1]. Die transitorisch-ischämische Attacke (TIA) geht ebenfalls mit einem ischämiebedingten zerebralen Defizit einher, dessen resultierende Symptome zeitlich begrenzt und die bildgebende Diagnostik ohne Läsionsnachweise sind. Trotz transienter Symptomatik steigert das Auftreten einer TIA das individuelle Risiko, einen IS zu erleiden [2]. Daher wird bzgl. TIA-bedingter Krankenhausaufenthalte eine dem IS identische Diagnostik und zügige Einleitung der Sekundärprävention empfohlen.
Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich der Krankenhausverweildauer bei IS und TIA von 2006 bis 2019. Anschließend werden Verweildauergruppen bzgl. der Verteilung ihrer Patienten- und Versorgercharakteristika im Jahr 2019 verglichen.
Methode: In dieser Beobachtungsstudie wurden im ersten Schritt zeitliche Verläufe von Krankenhausverweildauern auf Basis der Krankenhausstatistik untersucht. Die Verweildauer der Krankenhausentlassungen mit den Hauptdiagnosen IS (ICD-10 I63.*) oder TIA (ICD-10 G45.*) und korrespondierende Bevölkerungszahlen Deutschlands dienten der Berechnung der geschlechtsspezifischen Verweildauer zwischen 2006 und 2019. Trends im Zeitverlauf wurden mittels Joinpoint-Regressionsanalyse modelliert und in Bezug auf den gesamten Beobachtungszeitraum anhand des Annual Average Percent Change (AAPC) verglichen. Im zweiten Schritt wird in einer Querschnittsuntersuchung die DRG-Statistik genutzt, um Kurz-, Normal- und Langlieger bzgl. der Verteilung von im InEK-Datenbrowser zugänglichen Patienten- (z.B. Alter, Nebendiagnosen) und Versorgercharakteristika (z.B. Bettengrößen-klasse, Prozeduren) im Jahr 2019 zu vergleichen.
Ergebnisse: Die Krankenhausverweildauer bei Hospitalisierung aufgrund einer TIA nahm im Beobachtungszeitraum in beiden Geschlechtern signifikant ab (Frauen AAPC = -3.04, 95%-KI -3.21 – -2.89; Männer AAPC = -2.80, 95%-KI -2.89 – -2.65), sodass sich die Verweildauer 2019 beinahe glich (Frauen: 4.97 Tage; Männer 4.85 Tage). Die Verweildauer bei IS war nahezu doppelt so lang wie die Verweildauer bei TIA, wobei auch die Verweildauer bei IS signifikant sank (Frauen AAPC = -0.75, 95%-KI -0.97 – -0.62; Männer AAPC = -0.62, 95%-KI -0.74 – -0.50). Bzgl. ausstehender Ergebnisse der Querschnittsanalyse für das Jahr 2019 wird erwartet, dass die Verweildauer mit Unterschieden in Patienten- und Versorgercharakteristika assoziiert ist.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die niedrige Krankenhausverweildauer bei TIA gibt Anlass zur Diskussion einer möglichen Ambulantisierung nach internationalem Vorbild [3]. Sich im Zeitverlauf angleichende geschlechtsspezifische Krankenhausverweildauern in beiden Erkrankungsbildern weisen darauf hin, dass geschlechtsspezifische Faktoren im Versorgungsprozess zunehmend Berücksichtigung finden. Diese könnten in zukünftigen Untersuchungen unter Nutzung von Sekundärdaten unterschiedlicher Quellen identifiziert werden. Es besteht weiterer Forschungsbedarf zu post-stationären Versorgungspfaden nach IS und TIA.
Literatur
- 1.
- Nimptsch U, Mansky T. Stroke unit care and trends of in-hospital mortality for stroke in Germany 2005-2010. Int J Stroke. 2014 Apr;9(3):260-5. DOI: 10.1111/ijs.12193
- 2.
- Lioutas VA, Ivan CS, Himali JJ, Aparicio HJ, Leveille T, Romero JR, Beiser AS, Seshadri S. Incidence of Transient Ischemic Attack and Association With Long-term Risk of Stroke. JAMA. 2021 Jan 26;325(4):373-81. DOI: 10.1001/jama.2020.25071
- 3.
- Shahjouei S, Li J, Koza E, Abedi V, Sadr AV, Chen Q, Mowla A, Griffin P, Ranta A, Zand R. Risk of Subsequent Stroke Among Patients Receiving Outpatient vs Inpatient Care for Transient Ischemic Attack: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open. 2022 Jan 4;5(1):e2136644. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.36644