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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Patienten-sicherheitsrelevante Probleme in der ambulanten Versorgung, Unterschiede nach ärztlicher Fachrichtung, eine Querschnittstudie

Meeting Abstract

  • Moritz Darbinjan - FB20 – Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • Max Geraedts - FB20 – Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • Werner de Cruppé - FB20 – Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • Svenja Seufert - FB20 – Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Marburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf151

doi: 10.3205/24dkvf151, urn:nbn:de:0183-24dkvf1511

Published: September 10, 2024

© 2024 Darbinjan et al.
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Hintergrund: In ihrem Aktionsplan für Patientensicherheit stellt die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2021 fest, dass die Hälfte aller Patientenschäden in der ambulanten Versorgung auftreten. Bisherige Studien zum ambulanten Sektor unterscheiden nicht zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung. Die Studie: „Patientensicherheit in der ambulanten Versorgung“ lieferte für Deutschland erstmals repräsentative Zahlen zur Häufigkeit patientensicherheits-relevanter Probleme (PSP) aus der Perspektive von Patient:innen.

Zielsetzung: PSP und deren Schäden werden in der ambulanten ärztlichen Versorgung nach Facharztgruppen vergleichend untersucht. Die Ausgangshypothese geht von mehr und schwereren PSP und Schäden bei spezialisierten Fachärzt:innen im Vergleich zu Hausärzt:innen aus.

Methode: Die Daten entstammen der PAV-Studie, einer retrospektiven Querschnittstudie, die 10.037 zufällig rekrutierte Personen ≥40 Jahre zu ihren Erfahrungen mit PSP befragt hat. Nach deskriptiven Analysen werden multivariate logistische Regressionsmodelle aufgestellt, die neben der ärztlichen Spezialisierung auch soziodemographische und gesundheitliche Patientenmerkmale einbeziehen. Das Signifikanzniveau ist nach Bonferroni-Holm auf multiples Testen korrigiert.

Ergebnisse: Mindestens 1 PSP in den letzten zwölf Monaten berichteten 1.421 (14,2%) der 10.037 Befragten; insgesamt wurden 2.589 PSP, gemeldet. An 1.334 PSP war nur ein:e Fachärzt:in und an 1.101 PSP nur ein:e Hausärzt:in beteiligt. Unter den beteiligten Facharztrichtungen bei den spezialisierten Fachärzt:innen wurden am häufigsten Orthopädie (14,5%; 95%-Konfidenzintervall: 13,2-16,0%), Innere Medizin (10,3%; 9,1-11,5%) und Neurologie (5,1%; 4,3-6,0%) genannt. Knapp drei Viertel der PSP hatten schädliche Folgen für die betroffenen Personen. Die meisten Schäden wurden als schwer (41,0%; 95%-CI: 38,9-43,2%) und leicht (35,6%; 38,9-37,8%) eingestuft. Im multivariaten Regressionsmodell zeigte sich keine signifikante Assoziation zwischen Schaden durch PSP und der ärztlichen Fachrichtung, wohl aber dem Schweregrad. Die OR für einen schweren Schaden liegt bei Fachärzt:innen bei 1,39 (1,14-1,70) und für einen sehr schweren Schaden bei 2,24 (1,64-3,05) im Vergleich zu Hausärzt:innen. Patientenseitig zeigten sich Assoziationen zu weiblichem Geschlecht, einem Migrationshintergrund und besonders zu einem schlechten Gesundheitszustand.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: PSP wurden bei spezialisierten Fachärzt:innen häufiger berichtet als bei Hausärzt:innen und gehen mit schwereren Schäden einher. Präventionsmaßnahmen sollten hieran anknüpfen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: PAV – Patientensicherheit in der ambulanten Versorgung; Fördernummer: 01VSF16015