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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Angstsymptome bei Arbeitslosen und Erwerbstätigen im Vergleich – Ergebnisse aus einer bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • Charlyn Görres - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Deutschland
  • Alexander Pabst - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Deutschland
  • Margrit Löbner - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf147

doi: 10.3205/24dkvf147, urn:nbn:de:0183-24dkvf1471

Published: September 10, 2024

© 2024 Görres et al.
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Hintergrund: Mit einer 12-Monats-Prävalenz von 14–15,3% gehören Angsterkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Bisherige Forschung konnte zeigen, dass es Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und eingeschränkter mentaler Gesundheit gibt. Jedoch wurde bislang noch nicht untersucht, wie verschiedene Formen der Arbeitslosigkeit (ALG I und ALG II) und Angst in Deutschland miteinander assoziiert sind.

Zielsetzung: Hauptziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Angst und Arbeitslosigkeit in Deutschland.

Methode: Die Stichprobe umfasste N = 4885 Teilnehmer:innen im Alter von 18–65 Jahren aus der Baseline-Erhebung einer bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie. Untersucht wurden alters- und geschlechtsspezifische Prävalenzraten für eine vorliegende Angstsymptomatik (GAD-7, Cut-off Wert ≥ 10) für die einzelnen Erwerbsstatusgruppen (Vollzeit, Teilzeit, ALG I, ALG II). Zudem wurden negativ binomiale Regressionen berechnet für die Untersuchung des möglichen Zusammenhangs zwischen Angst, Erwerbsstatus (Vollzeit, Teilzeit, ALG I, ALG II), soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht, Familienstand, Bildung, Einkommen), Depression (CES-D) und soziale Ressourcen (LSNS-6).

Ergebnisse: Bei der Prävalenz für eine vorliegende Angstsymptomatik (Vollzeiterwerbstätige: 5,0%, Teilzeiterwerbstätige: 4,8%, ALG I-Empfänger:innen: 2,7%, ALG II-Empfänger:innen: 17,6%) zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Erwerbsstatusgruppen. Die Gruppe der Arbeitslosen mit ALG II zeigte im Vergleich zu allen anderen Gruppen eine signifikant höhere Prävalenz (p < .001). Vollzeitarbeitende Frauen zeigten ein signifikant höheres Risiko für eine Angstsymptomatik als vollzeitarbeitende Männer (p < .001). Zudem zeigte sich, dass ältere Teilzeiterwerbstätige ein signifikant höheres Risiko für eine Angstsymptomatik verglichen zu jüngeren Teilzeiterwerbstätigen hatten. Für ALG II-Empfänger:innen zeigte sich ein gegenteiliger Effekt bezogen auf das Alter. Im Regressionsmodell zeigte sich zunächst für ALG-II Empfänger:innen (p < .001, Modell 1) und Teilzeiterwerbstätige (p = .006, Modell 1) ein signifikanter Effekt in Bezug auf eine höhere Angstsymptomatik. Nach Hinzunahme weiterer Variablen, war dieser Effekt nicht mehr signifikant. Ein höheres Risiko für eine Angstsymptomatik zeigte sich für das weibliche Geschlecht (p < .001, Modell 3) und höhere Werte in Bezug auf die Depressivität (p < .001, Modell 3).

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: ALG II-Empfänger:innen haben unter den Erwerbsfähigen das höchste Risiko für eine vorliegende Angstsymptomatik. Hieraus ergeben sich erste Hinweise für den Bedarf nach gezielter psychosozialer und beruflicher Unterstützung erwerbsfähiger Menschen mit ALG II.

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Die LIFE-Adult-Studie wird durch das LIFE – Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen in Anbindung an die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig gefördert; Fördernummer: Förderung durch Europäische Union, Europäischer Sozialfonds (ESF), Freistaats Sachsen im Rahmen der Landesexzellenzinitiative (Projektnummern 713–241202, 713–241202, 14505/2470, 14575/2470) und Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig