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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Verbesserung des Patientenzugangs zur psychotherapeutischen Versorgung – Empfehlungen aus dem Eva PT-RL Projekt

Meeting Abstract

  • Klemens Höfer - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Jürgen Wasem - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Anke Walendzik - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Sandra Diekmann - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Sarah Schlierenkamp - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Silke Neusser - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Daniel Thumm - AOK-Bundesverband GbR, Berlin, Deutschland
  • Dagmar Wieczorek - BARMER, Wuppertal, Deutschland
  • Ursula Marschall - BARMER, Wuppertal, Deutschland
  • Dieter Best - Deutsche Psychoanalytische Vereinigung e.V., Berlin, Deutschland
  • Gebhard Henschel - Deutsche Psychoanalytische Vereinigung e.V., Berlin, Deutschland
  • Barbara Lubisch - Deutsche Psychoanalytische Vereinigung e.V., Berlin, Deutschland
  • Christa Schaff - BKJPP e.V., Mainz, Deutschland
  • Bettina Meisel - VAKJP Landesverband Hamburg, Deutschland
  • Carina Abels - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf144

doi: 10.3205/24dkvf144, urn:nbn:de:0183-24dkvf1441

Published: September 10, 2024

© 2024 Höfer et al.
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Text

Hintergrund: Psychische Erkrankungen verursachen hohe Belastungen. Zentrales Ziel der Strukturreform der Psychotherapie-Richtlinie von 2017 war die verbesserte Steuerung des Patientenzugangs zur psychotherapeutischen Versorgung. Hierfür wurden u. a. neue Versorgungselemente eingeführt. Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt „Evaluation der Psychotherapie-Richtlinie (Eva PT-RL)“ adressiert u. a. die Umsetzung der Reformziele und der neu eingeführten Elemente sowie Hürden und Hemmnisse, die bei der Implementierung aus der Perspektive von Leistungserbringer*innen, Patient*innen und Kostenträgern existieren.

Zielsetzung: In gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen werden konsentierte Handlungsoptionen dargestellt, die dazu führen können, das durch die Reform intendierte Ziel des verbesserten Patientenzugangs bestmöglich zu erreichen. Eine Besonderheit des Projekts stellt dabei dar, dass sowohl die Versorgung von Erwachsenen, als auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen untersucht worden ist.

Methode: Es wurde ein Mixed-Methods Ansatz aus qualitativen Elementen (Fokusgruppen, Workshops und Interviews) und quantitativen Methoden (Befragung von Patient*innen, Psychotherapeut*innen, hausärztlich tätigen Ärzt*innen sowie Routinedatenanalysen) gewählt. Aus diesen Projektergebnissen wurden Handlungsoptionen abgeleitet, wie die ambulante psychotherapeutische Versorgung, insbesondere bezugnehmend auf die Richtlinienreform weiter verbessert werden kann. Im Anschluss erfolgte eine kriterienbasierte Bewertung der Optionen, z.B. hinsichtlich Aufwand-Nutzen-Verhältnis und Anreizwirkung. Diese abgeleiteten Empfehlungen wurden in Workshops und Experteninterviews diskutiert und im Anschluss finalisiert.

Ergebnisse: Zur Verbesserung des Patientenzugangs wurde das neue Element der Psychotherapeutischen Sprechstunde eingeführt, welche als erste Leistung von Patient*innen in Anspruch genommen wird. Zusätzlich wurden feste telefonische Erreichbarkeitszeiten für Psychotherapeut*innen verpflichtend. Die Projektergebnisse zeigen, dass, wie intendiert, mehr Menschen einen psychotherapeutischen Erstkontakt hatten. Bezogen auf alle erwachsenen Patient*innen die in Q1 2016 bzw. 2018 erstmals eine gesicherte Depressionsdiagnose hatten, stieg der Anteil mit Erstkontakt von 17,5% (2016) auf 22,8% (2018). Die folgenden Handlungsempfehlungen adressieren, wie der Zugang in die psychotherapeutische Versorgung weiter verbessert werden kann. Es werden u.a. Strategien zur vereinfachten Terminvereinbarung beschrieben. Dabei werden insbesondere Personengruppen adressiert, die bisher seltener einen Erstkontakt haben.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Empfehlungen bauen auf den Forschungsergebnissen des Eva PT-RL Projekts auf und können dazu genutzt werden, die Versorgung von psychischen Erkrankungen zu verbessern. Die Adressaten der Empfehlungen sind jene gesundheitspolitischen Entscheidungsträger, welche die entsprechenden Änderungen anstoßen oder umsetzen können. Außerdem können die Projektergebnisse genutzt werden, um bestehende Forschungsbedarfe zu identifizieren, die in neuen Forschungsvorhaben ergründet werden sollten. Durch die Workshops und die Interviews, in denen relevanten Stakeholder die Möglichkeit gegeben wurde, ihre Einschätzungen abzugeben, wurden die Voraussetzungen für eine breite Akzeptanz geschaffen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Evaluation der Psychotherapie-Richtlinie; Fördernummer: 01VSF19006