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Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen bei Erwachsenen: Aktuelle Prävalenzen, zeitliche Trends und Unterschiede nach Bildung
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der oralen Krankheitslast. Nicht nur die Mundgesundheit profitiert davon, denn bakterielle Infektionen wie Parodontitis stehen auch in Wechselwirkung mit nichtübertragbaren Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf- und Atemwegskrankheiten. Frühere Analysen weisen auf einen Bildungsgradienten in der kontrollorientierten Inanspruchnahme hin.
Zielsetzung: Die Analysen sollen folgende Fragen zur Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen bei Erwachsenen ab 18 Jahren beantworten:
- Wie hat sich die Inanspruchnahme von 2009 bis 2023 entwickelt?
- Haben sich die Bildungsunterschiede in der Inanspruchnahme mit der Zeit verändert?
Methode: Datenbasis ist die bundesweite Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA). Im telefonischen Interview wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie in den letzten 12 Monaten an einer Zahnvorsorgeuntersuchung teilgenommen haben. Der Bildungsstand wird mithilfe der CASMIN-Bildungsklassifikation erfasst, die auf Angaben zu schulischen und beruflichen Bildungsabschlüssen beruht und die Befragten in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe einteilt. Zur Darstellung der zeitlichen Entwicklung werden die Selbstangaben der GEDA-Wellen 2009, 2010, 2012, 2022 und 2023 genutzt.
Ergebnisse: Die 12-Monats-Prävalenz der kontrollorientierten Inanspruchnahme stieg zwischen 2009 und 2012 von 73,4% auf 75,5% leicht an. Zehn Jahre später, in 2022, lag die Inanspruchnahme um fast 10 Prozentpunkte niedriger (66,6%), während in 2023 wieder eine leichte Zunahme der Inanspruchnahme auf 68,1% (nicht sig.) festzustellen war.
Zwischen 2009 und 2012 verlief die 12-Monats-Prävalenz der kontrollorientierten Inanspruchnahme in allen Bildungsgruppen vergleichsweise ähnlich oder es zeigte sich eine leichte Zunahme. 2012 betrug die Inanspruchnahme in der hohen Bildungsgruppe 83,1%, in der mittleren Bildungsgruppe 78,2% und in der niedrigen Bildungsgruppe 68,4%. Im Vergleich zu 2012 war die Inanspruchnahme in 2022 in allen Bildungsgruppen deutlich niedriger, in der hohen Bildungsgruppe um fast 6 Prozentpunkte (77,3%), in der mittleren Bildungsgruppe um rund 9 Prozentpunkte (69,3%) und in der niedrigen Bildungsgruppe um 20 Prozentpunkte (48,4%). Während die Inanspruchnahme in der mittleren und hohen Bildungsgruppe im Vergleich von 2022 zu 2023 nahezu konstant war (78,3% bzw. 68,8%), stieg die Inanspruchnahme in der niedrigen Bildungsgruppe um etwa 8 Prozentpunkte wieder an (56,3%). Im Vergleich zu 2012 haben sich die Unterschiede in der kontrollorientierten Inanspruchnahme zwischen der niedrigen und der hohen Bildungsgruppe vergrößert (2012: ca. 15 Prozentpunkte; 2023: ca. 18 Prozentpunkte). Gleiches trifft auf die mittlere vs. die hohe Bildungsgruppe zu (2012: ca. 6 Prozentpunkte; 2023: ca. 10 Prozentpunkte).
Implikation für Forschung: Die kontrollorientierte Inanspruchnahme war nach eigenen Angaben während der COVID-19-Pandemie deutlich niedriger und die Bildungsunterschiede haben sich vergrößert. Das größte Potenzial zur Erhöhung der Teilnahme an zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen liegt in Bevölkerungsgruppen mit geringer formaler Bildung. Maßnahmen zur Erhöhung der Teilnahmequoten sollten daher niedrigschwellig gestaltet werden, z.B. durch Settingbezug oder zugehende Angebote.