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Additiver Nutzen einer Edukations-Website für Kinder und Jugendliche mit primären Kopfschmerzen in der Tertiärversorgung
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Chronische Kopfschmerzen stellen schon im Kindes- und Jugendalter ein häufiges und zunehmendes Gesundheitsproblem dar, das zahlreiche unterschiedliche Lebensbereiche negativ beeinflusst. Für viele Betroffene ist es aufgrund der Schmerzen nicht möglich, regelmäßig den Schulunterricht zu besuchen [1], ihre Noten verschlechtern sich und bei einigen zeigen sich eine Reduktion der Lebensqualität sowie eine starke emotionale Belastung. Außerdem bestehen die chronischen Kopfschmerzen häufig bis ins Erwachsenenalter fort [2].
Zielsetzung: Um die Therapiechancen bei dieser Zielgruppe zu erhöhen, das Selbstmanagement zu stärken und die Kinder und Jugendlichen zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit den Schmerzen zu befähigen, wurde eine edukative Website für Kinder und Jugendliche zu primären Kopfschmerzen entwickelt. Ihre Wirksamkeit als additives Therapieelement wurde in einer Schmerzambulanz für diese Altersgruppe evaluiert.
Methode: Im Rahmen einer longitudinalen randomisiert-kontrollierten Studie wurden Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren eingeschlossen, die zum Erstgespräch in die Schmerzambulanz kamen und die Einschlusskriterien der Migräne- und/oder Spannungskopfschmerzdiagnose sowie der ambulanten Therapieempfehlung erfüllten. Daten wurden vor dem Therapiegespräch und zu drei weiteren Messzeitpunkten mit je einem Monat Abstand erhoben. Der Fragebogen bestand aus standardisierten Fragen, u.a. zu Kopfschmerzeigenschaften, der kopfschmerzbezogenen Beeinträchtigung, dem Umgang mit ihnen und der Schmerzselbstwirksamkeit. Außerdem wurde das kopfschmerzbezogene Wissen erfasst. Der Edukationsgewinn und die Veränderungen der Kopfschmerzen sowie der Vergleich der Gruppen wurden mit Multi Level Modellen analysiert.
Ergebnisse: Die bisherigen Auswertungen der ersten beiden von vier Messzeitpunkten zeigten für das kopfschmerzbezogene Wissen und die Schmerzselbstwirksamkeit statistisch signifikante Haupteffekte, aber keine signifikanten Interaktionseffekte. Für die kopfschmerzbezogene Beeinträchtigung und den Umgang mit Schmerzen konnten weder statistisch signifikante Haupt-, noch Interaktionseffekte beobachtet werden. Bis zum Kongress wird die Analyse aller Messzeitpunkte abgeschlossen sein, sodass vollständige Ergebnisse präsentiert werden können.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Kann ein positiver additiver Effekt der Edukationswebsite nachgewiesen werden, soll die Website langfristig als begleitender Bestandteil der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit primären Kopfschmerzen implementiert werden. Ebenso ist eine Ausweitung um primär- und sekundärpräventive Aspekte denkbar, sodass die Intervention im Setting Schule und in der pädiatrischen Grundversorgung genutzt werden kann. So könnten nicht nur das Fortschreiten und die Komplikation einer bestehenden Kopfschmerzproblematik verhindert, sondern schon ihrer Entstehung vorgebeugt werden.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: Chronic headache in adolescents: The patient perspective on health care utilization; Fördernummer: 01GY1615
Literatur
- 1.
- Rocha-Filho PA, Santos PV. Headaches, quality of life, and academic performance in schoolchildren and adolescents. Headache. 2014 Jul-Aug;54(7):1194-202. DOI: 10.1111/head.12394
- 2.
- Antonaci F, Voiticovschi-Iosob C, Di Stefano AL, Galli F, Ozge A, Balottin U. The evolution of headache from childhood to adulthood: a review of the literature. J Headache Pain. 2014 Mar 18;15(1):15. DOI: 10.1186/1129-2377-15-15