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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Rehabilitative Versorgung von Long COVID-Rehabilitand*innen – Wünsche, Ziele, Potenziale: Ergebnisse einer qualitativen Erhebung

Meeting Abstract

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  • Mercedes Rutsch - University of Lübeck, Deutschland
  • Ruth Deck - University of Lübeck, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf123

doi: 10.3205/24dkvf123, urn:nbn:de:0183-24dkvf1231

Published: September 10, 2024

© 2024 Rutsch et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Zur Behandlung der vielfältigen Symptome und Einschränkungen in Folge von Long COVID (LC) empfehlen aktuelle Leitlinien u.a. eine multiprofessionelle Maßnahme wie die medizinische Rehabilitation (mR). Gegenwärtig existiert kein evaluiertes Therapieprogramm, das Reha-Einrichtungen anwenden können. In diesem Zusammenhang werden in vorliegender Studie Bedarfe von LC-Rehabilitand*innen in der pneumologischen mR und im Rahmen der Nachsorge ermittelt sowie individuelle Reha-Ziele und deren Zielerreichung untersucht.

Methode: Im Rahmen der Mixed-Methods-Studie ReCo wurden 10 Rehabilitand*innen mit LC in der pneumologischen mR zu drei Zeitpunkten (Reha-Ende, nach 6 und 12 Monaten) interviewt. Die telefonischen, leitfadengestützten Einzelinterviews fanden zwischen 04/2021-05/2022 statt. Der Interviewleitfaden umfasste u.a. Fragen zu Reha-Zielen, deren Zielerreichung sowie Optimierungspotenziale der mR und Reha-Nachsorge.

Die Interviews wurden nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die Befragten waren mehrheitlich weiblich (60%), 7 Personen wiesen mindestens einen Realschulabschluss auf und das Durchschnittsalter lag bei 48 Jahren (Range: 33–57).

Eine gemeinsame Zielbesprechung zu Beginn der mR fand nur bei der Hälfte der Rehabilitand*innen statt, was zu unkonkreten und unrealistischen Zielen führte. Die Rehabilitand*innen verfolgten somatische, kognitive, edukative und teilhabebezogene Ziele in der mR. Diese wurden in unterschiedlichem Ausmaß erreicht. Generell nahmen die Befragten im Rahmen der mR eine Verbesserung des Gesundheitszustands, der pneumologischen Einschränkungen und der Leistungsfähigkeit sowie Belastbarkeit wahr. Ziele, die die kognitiven Beschwerden betrafen, konnten nur unzureichend erfüllt werden.

Die Teilnehmer*innen wünschten sich einerseits eine Erweiterung um LC-spezifische Angebote in der mR (u.a. Ergotherapie, kognitives Training, Angebote bei Fatigue). Andererseits wurde die Anpassung bestehender Angebote angeregt, u.a. längere Therapieeinheiten in der Atemtherapie, mehr Einzeltherapie und häufigere Gesprächsgruppen. In der Bewegungstherapie fühlten sich einige wenige Betroffene überfordert. Im Therapieplan sollten mehr Pausen berücksichtigt und eine Balance zwischen aktiven und passiven Angeboten angestrebt werden.

Es wurde eine auf die individuellen und multiplen Einschränkungen abgestimmte Nachsorge gefordert, die bereits in der mR geplant, eingeleitet und hinsichtlich der Realisierbarkeit am Wohnort geprüft wird. Trotz der Wissensvermittlung während der mR und den ausgehändigten Materialien gelang die Überführung des Erlernten in den Alltag nicht immer. Auch deshalb wurde eine längere Begleitung durch die Reha-Einrichtungen in der Nachsorge gewünscht.

Implikation für die Versorgung: Die Verfehlung von auf kognitive Einschränkungen bezogene Ziele passen mit der Einschätzung zusammen, dass gewisse Behandlungen (u.a. Ergotherapie) zu selten angeboten werden. Darüber hinaus scheint eine Anpassung bestehender Therapieelemente der mR (z.B. in Hinblick auf Fatigue und Pacing) aus Patientensicht notwendig. Für eine bedarfsgerechte Nachsorge ist deren Vorbereitung und Planung während der mR unabdingbar.

Sowohl für die mR als auch Reha-Nachsorge scheint die Konzeption und Evaluation eines auf das Krankheitsbild abgestimmtes Therapie- und Nachsorgeprogramm erforderlich.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Medizinische Rehabilitation nach einer Corona Erkrankung: / Re_Co; Fördernummer: 0421/40-64-50-74