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Faktoren der Teilnahme an einem telemedizinischen Post-COVID-Beratungsangebot zur Vernetzung zwischen Spezialambulanzen und hausärztlichen Praxen: Ergebnisse einer Fokusgruppe mit Hausärzt/innen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Die Versorgung von Patient/innen mit Post-COVID ist lückenhaft. Eine wichtige Schnittstelle betrifft die Zusammenarbeit von Spezialambulanzen und Hausarztpraxen. Vor diesem Hintergrund wurde ein telemedizinisches Projekt (Laufzeit: 06.23–11.24; Förderung: BMG; Projekt-Nr. 2523FEP002) initiiert, bei dem Hausärzt/innen sich und/oder ihre Patient/innen symptomorientiert beraten lassen können. Inhaltliche Schwerpunkte sind rehabilitative Ansätze, Selbstmanagement und psychosoziale Unterstützung. Durchgeführt wird die Beratung von einem interdisziplinären Team aus den Abteilungen für Rehabilitations- und Allgemeinmedizin einer Universitätsklinik.
Zielsetzung: Die vorliegende Arbeit dient der Exploration des Zugangs der Hausärzt/innen zu dem Beratungsangebot. Es soll die Frage beantwortet werden, welche Faktoren die Teilnahme am Beratungsangebot beeinflussen.
Methode: Im Februar 2024 wurde eine Fokusgruppe mit Hausärzt/innen durchgeführt, die sich und/oder ihre Patient/innen zu einer Beratung bei Post-COVID angemeldet hatten. Die Fokusgruppe wurde audio-aufgezeichnet, inhaltlich-semantisch mit f4 transkribiert und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) zusammenfassend in MAXQDA ausgewertet. Soziodemografische Daten der Teilnehmenden wurden mithilfe eines Online-Fragebogens erhoben und deskriptiv in SPSS ausgewertet.
Ergebnisse: Die Fokusgruppe (n=7 Hausärzt/innen; n=1 Physician Assistant) dauerte 93 Minuten. Es zeigte sich, dass die Teilnahme an dem Angebot aus Sicht der Hausärzt/innen von Post-COVID-spezifischen und projektspezifischen Faktoren abhängt. Die Fokusgruppenteilnehmenden benannten Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Post-COVID-Patient/innen, die von einer Beratung profitieren könnten. Ein Grund hierfür ist, dass die Erkrankung nicht eindeutig diagnostizierbar ist. Ein weiterer zentraler Faktor, der die Teilnahme beeinflusst, liegt in dem telemedizinischen Charakter des Angebots. Einerseits entfallen im digitalen Raum Anfahrtswege, was die Zusammenkunft der Teilnehmenden erleichtert; andererseits sind die technischen Voraussetzungen nicht in allen Praxen gegeben und es bestehen Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Kommunikationstechnologien. Zudem ist die Teilnahme an telemedizinischen Angeboten aus hausärztlicher Sicht dadurch erschwert, dass der zusätzliche Arbeitsaufwand unzureichend vergütet wird.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Um die Vernetzung zwischen Spezialambulanzen und hausärztlichen Praxen bei der Versorgung von Patient/innen mit Post-COVID zu fördern, sind telemedizinische Angebote grundsätzlich geeignet. Die Nutzung sollte für Hausärzt/innen pragmatisch gestaltet und adäquat vergütet werden. Telemedizinische Beratungsangebote verfügen über ein großes Potenzial, universitäre Spezialangebote für primärversorgende Hausärzte in der Fläche nutzbar zu machen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Aufbau einer interdisziplinären und sektorenübergreifenden virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik zur telemedizinischen Unterstützung der hausärztlichen Versorgung von Post-COVID-Patient/innen in Niedersachsen (ViCoReK-NDS); Fördernummer: 2523FEP002