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Gesundheitsbezogene Lebensqualität nach SARS-CoV-2-Infektion und -reinfektion bei Personen im erwerbstätigen Alter: Ergebnisse des repräsentativen European COVID Survey (ECOS)
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Infektionen mit SARS-CoV-2 können zu anhaltenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, die ab 4 Wochen nach Infektion als Long COVID (LC) und ab 3 Monaten nach Infektion als Post-COVID bezeichnet werden.
Zielsetzung: Ziel war es, den Zusammenhang zwischen selbstberichtetem LC und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL), Angst- und depressiven Symptomen sowie Beeinträchtigungen bei täglichen Aktivitäten, Arbeitsproduktivität und Arbeitsfähigkeit in der europäischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zu untersuchen. Weiteres Ziel war der Vergleich der HRQoL sowie Angst- und depressiver Symptome zwischen Personen mit vorangegangener bestätigter Infektion und Personen ohne vorangegangene Infektion, sowie zwischen Personen mit einer, zwei oder mehr Infektionen.
Methode: Dies ist eine Analyse der 11. Welle des European COVID Survey (ECOS), einer national repräsentativen Online-Befragung von Erwachsenen in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und dem Vereinigten Königreich, die im November-Dezember 2022 durchgeführt wurde.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 53,4 Jahre (SD 12,7; N=5.587); 56,4% waren weiblich. 3.008 Teilnehmende (53,8%) gaben an, noch keine Infektion mit SARS-CoV-2 gehabt zu haben; 2.579 (52,0%) berichteten von einer mindestens 4 Wochen zurückliegenden bestätigten Infektion. Von letzteren berichteten 70,0% (n=1.806) Symptome, die mindestens 4 Wochen nach Infektion vorlagen und nicht durch andere Erkrankungen erklärt werden konnten (LC). Die LC-Prävalenz war nach Reinfektion höher (67,1%, 78,4%, und 84,6% bei Personen mit einer, zwei und drei+ Infektionen).
Personen mit LC berichteten eine schlechtere HRQoL in EQ-5D-5L (Mittelwert 0,84 vs. 0,95) und EQ VAS (70,5 vs. 80,5) sowie mehr Angst- und depressive Symptome im Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4: 3,4 vs. 3,0; t-Tests, alle p<0,001). Von den Personen mit Symptomen, die seit 3-6 Monaten bestanden (Post-COVID, n=400), berichteten 56,5%, 55,3% und 52,0% über moderate oder starke Auswirkungen auf tägliche Aktivitäten, Arbeitsproduktivität und Arbeitsfähigkeit.
Im Vergleich zu nicht Infizierten berichteten Personen mit vorangegangener Infektion eine etwa gleich gute HRQoL im EQ-5D-5L (0,87 vs. 0,88, t-Test nicht signifikant), bessere HRQoL in der EQ VAS (73,8 vs. 71,6, p=0,002) sowie stärkere Angst- und depressive Symptome im PHQ-4 (3,4 vs. 3,0, p<0,0001). Die Beeinträchtigung in allen drei Skalen nahm mit der Anzahl der Infektionen zu (ANOVA, p<0,007).
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Prävalenz selbstberichteten LCs in der europäischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist hoch und steigt nach Reinfektion weiter an. LC geht mit einer schlechteren Lebensqualität und mehr Angst- und depressiven Symptomen einher und beeinträchtigt die täglichen Aktivitäten, die Arbeitsproduktivität und die Arbeitsfähigkeit teils erheblich. Auch in einer Zeit, in der die meisten Infektionen eine Reinfektion darstellen, dürfte LC somit ein bedeutendes ökonomisches und gesundheitliches Problem bleiben. Es ist anzunehmen, dass eine Verbesserung der bereits jetzt überlasteten Strukturen und Kapazitäten für die Versorgung von LC auch langfristig erforderlich ist.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Horizon 2020 Research and Innovation Programme of the European Union through the Marie Skłodowska Curie grant 721402; German Research Foundation, grant 466310982; Excellence Strategy of the University of Hamburg and other participating universities; Fördernummer: 466310982