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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Wie häufig sind Harnblasendauerkatheter bei Pflegebedürftigen im stationären Pflegesetting und wie erfolgen Katheterwechsel? Ergebnisse von zwei auf Primärdaten basierenden Querschnittstudien aus Deutschland

Meeting Abstract

  • Jonas Czwikla - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland; Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
  • Guido Schmiemann - Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen, Deutschland
  • Hannes Jacobs - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Tanja Schleef - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI - Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf113

doi: 10.3205/24dkvf113, urn:nbn:de:0183-24dkvf1131

Published: September 10, 2024

© 2024 Czwikla et al.
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Text

Hintergrund: Pflegeheimbewohner(innen) werden häufig mit einem Harnblasendauerkatheter versorgt. Unterschiede in der Katheterprävalenz nach individuellen Charakteristika der Bewohner(innen) sowie Versorgungsprozesse bei Katheterwechseln wurden jedoch entsprechend den Ergebnissen eines aktuellen systematischen Reviews [1] bislang kaum untersucht.

Zielsetzung: Untersucht wurde, i) nach welchen individuellen Charakteristika sich die Prävalenz von Dauerkathetern bei Pflegeheimbewohner(innen) unterscheidet, ii) welche an der Versorgung beteiligte Berufsgruppe bei Männern Katheterwechsel am häufigsten durchführt und iii) bei welchem Anteil der Männer die Katheterwechsel im Heim stattfinden.

Methode: Die Katheterprävalenz (Studie 1) wurde mit Daten einer Querschnittstudie analysiert. Pflegekräfte aus 21 Pflegeheimen (Gelegenheitsstichprobe aus Bremen/Niedersachsen) füllten dafür zwischen Oktober 2014 und April 2015 einen Fragebogen für alle Bewohner(innen) aus. Mittels logistischer Regression wurden Assoziationen zwischen der Katheterprävalenz und individuellen Charakteristika der Bewohner(innen) untersucht. Katheterwechsel (Studie 2) wurden anhand von einrichtungsbezogenen Querschnittdaten analysiert, die zwischen Februar und Juni 2023 mit einem Fragebogen erfasst wurden, der postalisch an eine bundesweite Zufallsstichprobe von 1.369 Heimen gesendet wurde.

Ergebnisse: Von 852 Pflegebedürftigen (Durchschnittsalter 83,5 Jahre; 76,5% weiblich) in Studie 1 wiesen 13,4% einen Katheter auf. Die Katheterprävalenz war positiv assoziiert mit dem männlichen Geschlecht (adjustiertes Odds Ratio mit Cluster-Adjustierung 2,89 [95% Konfidenzintervall 1,85-4,52]), einem höheren Grad an körperlichen Einschränkungen (mäßiggradige vs. keine/leichte Einschränkungen 3,38 [1,39-8,23], mittelschwere vs. keine/leichte Einschränkungen 9,56 [3,58-25,55], schwere vs. keine/leichte Einschränkungen 26,61 [8,49-83,42]) und mindestens einer kürzlichen Hospitalisierung (1,98 [1,04-3,76]). Für Alter, Demenz, Body-Mass-Index und Ernährungssonde/künstlicher Darmausgang wurden keine Assoziationen gefunden. An Studie 2 nahmen 330 Pflegeheime teil (Rücklauf 24,1%). Bei Männern wurden transurethrale und suprapubische Katheter in 72,8% bzw. 88,4% der Heime am häufigsten durch Urolog(inn)en gewechselt. In den verbleibenden Heimen erfolgten Katheterwechsel insbesondere durch das Pflegepersonal und/oder Hausärztinnen und -ärzte. Katheterwechsel bei Männern wurden im Median in 8,5% (transurethrale Katheter; Interquartilsabstand 0,6-100%) bzw. 1,0% (suprapubische Katheter; 0-100%) der Fälle im Heim durchgeführt. Beide Katheterarten wurden seltener im Heim gewechselt, wenn Urolog(inn)en beteiligt waren.

Implikation: Männliche Pflegeheimbewohner, körperlich eingeschränktere Bewohner(innen) und jene, die kürzlich hospitalisiert wurden, haben häufiger einen Dauerkatheter als die jeweilige Vergleichsgruppe. Der Anteil katheterisierter Männer, bei denen Katheterwechsel im Heim stattfinden, variiert stark zwischen Heimen und ist niedriger, wenn Urolog(inn)en beteiligt sind. Zukünftig sollte die Bedarfsgerechtigkeit der Verwendung von Dauerkathetern in Pflegeheimen untersucht werden.

Förderung: Sonstige Förderung; Fördernummer: IMREN (KfH-Stiftung Präventivmedizin); Gut-Leben (Innovationsfonds, 01VSF21040)


Literatur

1.
Czwikla J, Wandscher K, Helbach J, Fassmer AM, Schmiemann G, Hoffmann F. Prevalence of indwelling urinary catheters in nursing home residents: Systematic review. Int J Nurs Stud. 2023 Sep;145:104555. DOI: 10.1016/j.ijnurstu.2023.104555 External link