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Einbindung von Gesundheitsfachkräften bei der Identifikation einer familiären Krebsbelastung – erste qualitative Teilergebnisse einer multizentrischen Studie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Gesundheitsfachkräfte (GFK), wie Pflegefachkräfte oder Medizinische Fachangestellte, sind häufig wichtige erste Ansprechpartner für Patient:innen. Insbesondere in der onkologischen Versorgung nehmen GFK eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung von Informationen ein [1]. Beispielsweise spielen GFK eine zentrale Rolle bei der Überprüfung und Auswertung von Patient-Reported Outcomes (PRO) (Di Maio 2022). Aber auch im Bereich der Prävention wird ihr Beitrag zunehmend wichtiger. Maßnahmen wie die intensivierte Brustkrebs-Früherkennung sind am erfolgreichsten, wenn familiäre Krebsrisiken frühzeitig durch Ärzt:innen und GFK erkannt werden [2]. Im Rahmen des Innovationsfondprojekts dVP_FAM wurde eine digitale Versorgungsplattform für Personen mit familiärem Krebsrisiko (FK-Risiko) entwickelt. Das primäre Ziel der Versorgungsplattform ist die frühzeitige Identifikation von Personen mit FK-Risiko.
Zielsetzung: Ziel der qualitativen Teilstudie ist es, die Ermittlung der familiären Krebsbelastung vor und nach Einführung der Versorgungsplattform zu betrachten und zu untersuchen, wie GFK bisher und in die Erfassung der Familienanamnese eingebunden waren und ob, sie sich eine stärkere Einbindung wünschen.
Methode: Im Rahmen der Prozessevaluation sollen insgesamt 48 semistrukturierte Interviews mit GFK aus gynäkologischen Praxen oder zertifizierten Brust- und Gynäkologischen Krebszentren unter Interventions- und unter Kontrollbedingung durchgeführt werden. Die erste Interviewwelle fand zwischen November und Dezember 2023 mit 26 Teilnehmenden statt. Die Audiodateien wurden transkribiert. Die Auswertung erfolgt derzeit interviewübergreifend in Anlehnung an die zusammenfassende und strukturierende Inhaltsanalyse mithilfe der Software MAXQDA [3]. In einem ersten Schritt wurden aus den Interviewleitfäden deduktiv Hauptkategorien entwickelt, mit denen die zentralen Aussagen und Themen der Einzelinterviews erfasst werden. Anschließend wurde das Kategoriensystem durch induktiv entwickelte Subkategorien präzisiert [3]. Die zweite Interviewwelle ist für Juni – Juli 2024 geplant.
Erwartete Ergebnisse: Bis zum Kongress werden erste Ergebnisse vorliegen. Wir erwarten, dass sich die GFK durch die Nutzung der digitalen Versorgungsplattform stärker in die Erhebung der Familienanamnese eingebunden fühlen und auch stärker mit dem Thema Prävention im Zusammenhang mit familiären Krebsrisiken in Berührung kommen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Eine stärkere Einbindung der GFK in präventive Maßnahmen, wie z.B. das Screening auf eine familiäre Krebsbelastung, könnte zu einer besseren Versorgung der Betroffenen und zu einer weiteren Professionalisierung des Berufsbildes führen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: dVP_FAM – Entwicklung und Evaluation einer digitalen transsektoralen Versorgungsplattform für Personen mit einem familiären Krebsrisiko; Fördernummer: 01NVF20002
Literatur
- 1.
- Messer M, Murau T. Förderung organisationaler Gesundheitskompetenz aus Sicht von Pflegefachpersonen. Ergebnisse einer qualitativen Studie. Präv Gesundheitsf. 2023;18:475–82. DOI: 10.1007/s11553-022-00993-7
- 2.
- Speiser D, Rebitschek FG, Feufel MA, Brand H, Besch L, Kendel F. Accuracy in risk understanding among BRCA1/2-mutation carriers. Patient Educ Couns. 2019 Oct;102(10):1925-31. DOI: 10.1016/j.pec.2019.05.007
- 3.
- Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz; 2015.