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Aufbau einer interdisziplinären und sektorenübergreifenden virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik (ViCoReK) zur telemedizinischen Unterstützung der hausärztlichen Versorgung von Post-COVID-Patient/innen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Hausärztliche Praxen bilden für Post-COVID-Patient/innen die erste Anlaufstelle für die Diagnostik, Therapie und Koordination weiterer Behandlungsschritte. Der häufig vorhandene hohe rehabilitative Beratungsbedarf dieser Patient/innen ist mit der hausärztlichen Praxisroutine kaum vereinbar, so dass komplexere Fälle in Spezialambulanzen überwiesen werden sollen [1]. Bei den wenigen vorhandenen Spezialambulanzen liegen die Wartezeiten allerdings zwischen 3 und 6 Monaten [2].
Um hier zu unterstützen, konnte über eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Gesundheit ein entsprechendes Projekt initiiert werden.
Zielsetzung: Ziel des Projekts ist die Implementierung einer virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik zur telemedizinischen Unterstützung der hausärztlichen Versorgung von Post-COVID-Patient/innen.
Methode: Schulungs- und Informationsmaterialien werden für Hausärzt/innen und Patient/innen erstellt und auf einer Projekthomepage zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird eine Infra- und Organisationstruktur für fallbezogene fachärztliche interdisziplinäre Telekonsile und fallunabhängige Telefon- bzw. Videoberatungstermine entwickelt und umgesetzt. Der Zugang für Patient/innen ist nur nach hausärztlicher Anmeldung möglich.
Ergebnisse: Für Hausärzt/innen und Patient/innen stehen auf der Seite www.vicorek-nds.de verschiedene Schulungsvideos sowie Selbstübungsprogramme zur Verfügung. Durch eine einmalige Registrierung erhalten Hausärzt/innen Zugriff auf ergänzende Behandlungshinweise (z.B. Checkliste zur Differentialdiagnostik). Darüber hinaus können folgende Termine online durch die hausärztliche Praxis gebucht werden:
- 1.
- Telekonsil I: Hausärzt/in mit zwei Fachärzt/innen (ca. 60 Min.)
- 2.
- Telekonsil II: Patient/in mit zwei Fachärzt/innen (ca. 60 Min.)
- 3.
- Telekonsil III: Hausärzt/in und Patient/in mit zwei Fachärzt/innen (ca. 60 Min.)
- 4.
- Falls im Telekonsil II oder III festgestellt wird, dass die Beteiligung von Ergo- und Physiotherapeut/innen sinnvoll ist, wird ein weiteres ärztlich-therapeutisches Konsil angeboten (ca. 60 Min.).
- 5.
- Fallunabhängige Telefonberatung (max. 30 Min.)
- 6.
- Fallunabhängige Videoberatung (max. 30 Min.)
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Homepage ist im September 2023 online gegangen, die Inhalte wurden sukzessiv erweitert.
Trotz umfangreicher Informationsmaßnahmen ist die Nachfrage von hausärztlicher Seite moderat, so dass eine Verstetigung des Projekts nur als Direktzugang für Patient/in sinnvoll erscheint.
Telemedizinische Projekte sind durch viele Schnittstellen (Bookly, SAP, Medflex, E-Mail, Fax) noch mit zu hohem administrativen personellen Aufwand verbunden. Hierfür müssen erst noch holistische IT-Lösungen geschaffen werden, damit Digitalisierung für alle Beteiligten effizient wird.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Aufbau einer interdisziplinären und sektorenübergreifenden virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik zur telemedizinischen Unterstützung der hausärztlichen Versorgung von Long-COVID-Patient/innen in Niedersachsen; Fördernummer: 2523FEP002
Literatur
- 1.
- G-BA. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Richtlinie über eine berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung für Versicherte mit Verdacht auf Long-COVID und Erkrankungen, die eine ähnliche Ursache oder Krankheitsausprägung aufweisen. 2023.
- 2.
- Egen C, Gutenbrunner C, Afshar K, Stiel S, Schneider N. Rehabilitative Versorgung von Post-COVID-Patient*innen in Niedersachsen aus der Perspektive von Hausärzt*innen - Ergebnisse einer Befragung. Niedersächsisches Ärzteblatt. 2023; 1: 8-10.