gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Nicht mehr ohne uns über uns reden! Perspektiven der medizinischen Fachangestellten im ambulanten Bereich

Meeting Abstract

  • Petra Scheerbaum - Uniklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Martin Scheerbaum - Hausarztpraxis am Klinikum, Forchheim, Deutschland
  • Oliver Schöffski - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Erlangen, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf071

doi: 10.3205/24dkvf071, urn:nbn:de:0183-24dkvf0712

Published: September 10, 2024

© 2024 Scheerbaum et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten (MFA) gilt als die häufigste angefangene Berufsausbildung unter den Frauen in Deutschland. Trotzdem bleibt jede fünfte MFA-Stelle unbesetzt. Die Personalsituation wurde bisher hauptsächlich aus wissenschaftlicher oder ärztlicher Sicht beleuchtet. Jedoch mangelt es an Daten aus der Perspektive der MFA.

Zielsetzung: Um gezielte Maßnahmen für die Förderung des Berufes der MFA entwickeln und umsetzen zu können, muss die Sichtweise der Betroffenen berücksichtigt werden. Daher wurden MFA ausführlich zu ihren Wünschen und Präferenzen befragt.

Methode: Mithilfe der Arztsuche der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) wurden Hausarztpraxen in Mittelfranken und Oberfranken angeschrieben und die dort tätigen MFA zur Online-Befragung eingeladen. Die Umfrage basiert auf einer Mitarbeiterbefragung der Techniker Krankenkasse (TK) und wurde für MFA adaptiert und weiterentwickelt. Die Analyse erfolgte rein deskriptiv.

Ergebnisse: Die meisten MFA sind mit ihrer Arbeit und dem Patientenumgang zufrieden, wohingegen das Führungsverhalten, die Kommunikation im Team sowie die Entwicklungsmöglichkeiten eine geringere Zustimmung bekamen. Am schlechtesten fallen Zufriedenheit mit dem Lohn und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Bei den Prioritäten im Leben rangiert an erster Stelle – mit Abstand – die Familie, während sich die Freizeit erst nach dem Lohn und der guter Arbeitsatmosphäre einreiht.

Implikation für die Praxis: Was die Praxisinhaber betrifft, sollte erstens die Kommunikation im Team transparenter gestaltet werden, zweitens die Informationsvermittlung strukturierter ablaufen und drittens die Fortbildungsmöglichkeiten gezielt besprochen und langfristig geplant werden. Bezogen auf die politischen Entscheidungsträger sollte erstens die Stärkung der Familienvereinbarkeit, insbesondere verlässliche Kinderbetreuung, im Vordergrund stehen. Zweitens sollte nach dem Vorbild anderer Länder die Weiterbildung der MFA gefördert werden, damit Vertragsärzte weitere Aufgaben delegieren können. Dann können drittens die MFA auch ihren Wunsch nach mehr Gehalt eher verwirklichen.

Implikation für die weitere Forschung: Künftig sollten Befragungen mit größeren Stichproben durchgeführt werden. Des Weiteren könnten auch qualitative Studien zu den Wünschen und Zukunftsperspektiven der MFA mehr Informationen liefern.