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Partizipativ mit pflegenden Angehörigen türkeistämmiger Menschen mit Demenz forschen: Impulse und Herausforderungen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Die partizipative Einbindung von pflegenden Angehörigen demenziell erkrankter Menschen in der Forschung geht im Vergleich zur einmaligen Teilnahme an einer Studie mit zusätzlichen Herausforderungen einher. Sie erfordert von den Angehörigen ein hohes Maß an Commitment und Kontinuität bei gleichzeitiger Pflegebelastung.
Es ist daher notwendig, eine diversitätssensible Perspektive für die Untersuchung intersektional wirkender Faktoren zu generieren, die die Pflegesituation pflegender Angehöriger beeinflussen [1], [2]. Der Zugang und die Zusammenarbeit müssen für die potenziell vorhandene Vulnerabilität der pflegenden Angehörigen sensibilisiert sein, um Benachteiligungen und Einschränkungen zu vermeiden und eine nachhaltige Partizipation zu ermöglichen [3].
Zielsetzung: Das Ziel des Projekts Diversity-On ist die Entwicklung und Evaluierung eines diversitätssensiblen und partizipativ gestalteten Online-Selbsthilfeangebots für pflegende Angehörige türkeistämmiger Menschen mit Demenz. Im Rahmen des Projekts wurden Strategien zur Rekrutierung von Co-Forschenden identifiziert, die den diversen Bedürfnissen aus lebensweltlichen und biografischen Gegebenheiten der (post-)/migrantischen pflegenden Angehörigen entsprechen und eine Partizipation ermöglichen.
Methode: Es wurden unterschiedliche Wege erprobt, um zehn pflegende Angehörige unter Berücksichtigung intersektionaler Merkmale für die kontinuierliche Partizipation im Projekt zu gewinnen. Durch Einzelinterviews mit Co-Forschenden wurden Erfahrungen, Bedürfnisse, Herausforderungen und Impulse bei der Partizipation am Forschungsprozess ermittelt, evaluiert und kritisch reflektiert.
Ergebnisse: Die Anpassung der Forschungsansätze an die Bedürfnisse der Zielgruppe (z.B. eine zeitlich verzögerte Unterzeichnung der Einverständniserklärung aufgrund der unabsehbaren Pflegesituation in der Zukunft) und die Reflexion des Projektteams hinsichtlich der Lebenslagen pflegender Angehöriger erwiesen sich als vertrauensfördernd und trugen zur Bindung der Co-Forschenden bei. Ein sensibler Umgang und ausreichend Zeit bei der Rekrutierung, um tabuisierten Themen Raum zu geben, wurden als zentrale Aspekte der Rekrutierungsstrategien identifiziert. Gleichzeitig stellt sich die Kontinuität der Teilnahme weiterhin als dynamische Herausforderung dar.
Implikation für Forschung: Die Erkenntnisse aus dem Projekt Diversity-On betonen die Notwendigkeit, dynamische partizipative Forschungsmethoden zu entwickeln, um Menschen, die für Forschung schwer erreichbar sind, durch Vertrauensaufbau und Sensibilität für intersektionale Merkmale zu adressieren und damit partizipative Forschungsprozesse inklusiver zu gestalten.
Förderung: G-BA; Projektname: Diversity-On. Prävention und Gesundheitsförderung für pflegende Angehörige. Entwicklung und Evaluation eines diversitätssensiblen Online-Selbsthilfeangebots zur Stärkung des Selbstmanagemets am Bsp. von Menschen mit türkischemMigrationshintergrund; Fördernummer: 01VSF22048
Literatur
- 1.
- Roes M, Laporte Uribe F, Peters-Nehrenheim V, Smits C, Johannessen A, Charlesworth G, Parveen S, Mueller N, Hedd Jones C, Thyrian R, Monsees J, Tezcan-Güntekin H. Intersectionality and its relevance for research in dementia care of people with a migration background. Z Gerontol Geriatr. 2022 Jul;55(4):287-91. DOI: 10.1007/s00391-022-02058-y
- 2.
- Auth D, Leiber S, Leitner S. Contestations in coping with elderly care: an intersectional analysis addressing family caregivers in Germany. European Journal of Politics and Gender. 2023; 6(2): 222-39. DOI: 10.1332/251510821X16805286127766
- 3.
- Von Köppen M, Schmidt K, Tiefenthaler S. Mit vulnerablen Gruppen forschen – ein Forschungsprozessmodell als Reflexionshilfe für partizipative Projekte. In: Hartung S, Wihofszky P, Wright MT, Hrsg. Partizipative Forschung. Ein Forschungsansatz für Gesundheit und seine Methoden. Wiesbaden: Springer VS; 2020. DOI: 10.1007/978-3-658-30361-7_2