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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Die Perspektiven aller Akteur:innen im Pflegearrangement distance caregiving – kumuliert in einem neuen Versorgungsmodell

Meeting Abstract

  • Farina Buenning - Charité – Universitätsmedizin Berlin; Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Sabrina Blomeier-Schaffran - Charité – Universitätsmedizin Berlin; Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Andrea Budnick - Charité – Universitätsmedizin Berlin; Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf065

doi: 10.3205/24dkvf065, urn:nbn:de:0183-24dkvf0654

Published: September 10, 2024

© 2024 Buenning et al.
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Text

Hintergrund: Demografische und gesellschaftliche Entwicklungen erfordern neue Pflegearrangements, um die Versorgung älterer Menschen weiterhin zu gewährleisten. Ein mögliches Arrangement ist distance caregiving. In der bisherigen Forschung wurden dabei primär distance caregiver in den Fokus gerückt. Eine Forschungslücke besteht in der Berücksichtigung der Anforderungen aller Akteur:innen aneinander (Pflegeempfänger:innen, distance caregiver, privates und professionelles lokales Netzwerk) und an technische Unterstützungssysteme.

Zielsetzung: In „ROAD – CaRegiving frOm A Distance“ wird ein neues Versorgungsmodell zum Pflegearrangement distance caregiving entwickelt. Es wird dabei die Fragestellung bearbeitet, wie dieses Arrangement zuverlässig funktionieren kann, um Selbstständigkeit und Sicherheit für alle Akteur:innen zu gewährleisten. Da aktuell wenig Wissen zu distance caregiving besteht, wurde ein exploratives Forschungsdesign gewählt. Der Fokus liegt dabei auf den Anforderungen aller Akteur:innen und deren systematischer Zusammenführung.

Methode: Im Projekt wird ein qualitatives Mehrmethodendesign angewandt. Das Sample besteht aus 20 distance caregiving-Triaden (jeweils ein:e Pflegeempfänger:in, ein distance caregiver, eine Person des privaten oder professionellen lokalen Netzwerkes), mit denen separate Leitfadeninterviews geführt wurden. Zudem wurden Expert:inneninterviews mit Technikanbieter:innen (n=2) und teilnehmende Beobachtungen in den Häuslichkeiten der Pflegeempfänger:innen (n=20) durchgeführt. Mittels phänomenologischer Analyse nach Giorgi et al. [1] wird das qualitative Datenmaterial bearbeitet und trianguliert.

Ergebnisse: Mit dem Pflegebedarf steigt sowohl der Wunsch der distance caregiver nach mehr Informationssicherheit über den Allgemeinzustand der Pflegeempfänger:innen, als auch die Bedeutung des lokalen privaten Netzwerkes und der technischen Unterstützungssysteme im Alltag und in Notsituationen. Anhand der vorläufigen Ergebnisse werden nach der Ergebnistriangulation Divergenzen zwischen den Anforderungen der Akteur:innen an technischen Unterstützungssysteme erwartet. Lösungsvorschläge wie zum Beispiel die Anpassung von technischen Unterstützungssystemen an distance caregiving werden sowohl von den Akteur:innen im Pflegearrangement, als auch von den Technikanbieter:innen genannt.

Implikation für Forschung und (Versorgungs-)Praxis: Das Mehrmethodendesign dient der systematischen Zusammenführung der Perspektiven und Divergenzen aller Akteur:innen in einem neuen Versorgungsmodell zur zuverlässigen Gestaltung von distance caregiving. So können Pflegeempfänger:innen so lange wie möglich selbstständig und sicher zu Hause wohnen und versorgt werden. Das neue Versorgungsmodell wird u.a. Interessenverbänden (z.B. Deutsche Alzheimer Gesellschaft) und Selbsthilfegruppen zur Sensibilisierung für und möglichen Umsetzung von distance caregiving bereitgestellt. Zudem werden Implikationen für die Forschung diskutiert.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: ROAD – CaRegiving frOm A Distance. Häusliche Pflege in der Zukunft: flexibel und nah.; Fördernummer: 01GY2006


Literatur

1.
Giorgi A, Giorgi B, Morley J. The Descriptive Phenomenological Psychological Method. In: Willig C, Rogers CS, editors. The Sage Handbook of Qualitative Research in Psychology. Sage; 2017. p. 176-92.