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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Impact personzentrierter sozialmedizinischer Begutachtung anlässlich spezifischer innovativer Hilfsmittelversorgung zum Glukosemanagement

Meeting Abstract

  • Thomas Gaertner - Medizinischer Dienst Hessen, Oberursel, Deutschland
  • Astrid Knierbein - Medizinischer Dienst Hessen, Oberursel, Deutschland
  • Gary Lester Kissinger - Medizinischer Dienst Hessen, Oberursel, Deutschland
  • Jörg van Essen - Medizinischer Dienst Hessen, Oberursel, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf058

doi: 10.3205/24dkvf058, urn:nbn:de:0183-24dkvf0582

Published: September 10, 2024

© 2024 Gaertner et al.
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Text

Hintergrund: Hilfsmittel zum Glukosemanagement in der Behandlung des Diabetes mellitus (DM) Typ 1 mit teilautomatischen Insulin-Dosierungssysteme (AID) stellen einen äußerst innovationsgetriebenen Bereich dar [1]. Demzufolge wurde im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes zum 01.06.2023 die neue Produktgruppe 30 „Hilfsmittel zum Glukosemanagement“ eingeführt. Die komplexen individuellen Konstellationen von Patienten mit DM Typ 1 erfordern die sozialmedizinisch-gutachterlich begleitete einzelfallorientierte Steuerung versorgungsgerechter Behandlungspfade auf Basis einer nachvollziehbaren Indikationsstellung.

Zielsetzung: Prüfung der Implikationen einer versorgungsgerechten und zeitnahen Versorgung der Erkrankten auf Basis der gutachterlichen Beurteilungen unter Berücksichtigung personbezogener medizinischer Parameter, kognitiver Fähigkeiten, somatischer Barrieren, psychosozialer Aspekte und realistischer Therapieziele und – wegen der Patientensicherheit – des Nachweises einer fachlich versierten technischen Einweisung und AID-spezifischen Therapieschulung.

Methode: In Form eines empirischen Versorgungsforschungsansatzes erfolgte eine Sekundärdatenanalyse der versichertenbezogenen, bundesweit standarisiert qualitätsgesicherten Gutachten des Medizinischen Dienstes Hessen im Beauftragungszeitraum vom 01.06.2023–29.02.2024 als 10-Prozent-Stichprobe der Verordnungen von AID-Systemen bei an DM Typ 1 erkrankten Versicherten.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im o.g. Zeitraum 1.511 Gutachten zum Anlassschlüssel „Hilfsmittel zum Glukosemanagement“ erstattet, davon 1.183 zur Frage der Indikation eines AID-Systems, somit betrug der Stichprobenumfang 118 Gutachten.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die in Hessen, einem Flächenland mit zwei wirtschafsstarken Metropolregionen und mehr als 7% aller GKV-Versicherten, bundeseinheitlich standardisiert erhobenen Daten können als auf die Versorgungssituation in ganz Deutschland übertragbar betrachtet werden mit folgenden Implikationen:

1.
Gutachterlich nachvollziehbare Indikationen liegen in mehr als 50 Prozent der Fälle zum Begutachtungszeitpunkt nicht vor, so dass gutachterlicherseits weitere Ermittlungen als erforderlich beurteilt wurden.
2.
Folgerichtig bedarf es bei der Konsultation des Medizinischen Dienstes im Rahmen des elektronisch gestützten Beauftragungsverfahrens zum Begutachtungszeitpunkt einer sorgfältigen Vorbereitung mit aussagekräftigen vollständigen Unterlagen.
3.
Eine Verzögerung der Begutachtung kann im Einzelfall zu Lasten einer leistungsgerechten Versorgung des Versicherten bzw. der Patientensicherheit gehen und hat im Hinblick auf die solidarische Finanzierung der GKV-Leistungen sozial-ökonomische Implikationen.

Tabelle 1 [Tab. 1]


Literatur

1.
Biester T, Gehr B. Closed-Loop-Systeme – AID (automatische Insulindosierung) – Realität und Zukunft. Diabetologie. 2024. DOI: 10.1007/s11428-024-01151-7 External link