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Indikationsstellung zu einer Hysterektomie: Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zur Versorgung von Frauen mit benignen Erkrankungen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Die Hysterektomie gehört mit 84.975 Eingriffen im Jahr 2022 nach wie vor mit zu den häufigsten stationär durchgeführten gynäkologischen Operationen in Deutschland. Mit 208,1 Hysterektomien pro 100.000 Frauen liegt die Rate in Deutschland – trotz eines stetigen Rückgangs an operativen Interventionen – deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder (M = 171,39, SD = 40,04). Die überwiegende Mehrheit dieser Operationen erfolgt aufgrund benigner Erkrankungen. Aufgrund des elektiven Charakters von Hysterektomien infolge benigner Erkrankungen bekommt die sorgfältige Indikationsstellung sowie patientenzentrierte Beratung bei den Entscheidungen zur Operation einen besonderen Stellenwert.
Zielsetzung: Ziel der Studie war die Abbildung der Patientenperspektive zur Verbesserung der patientenzentrierten Versorgung und Minimierung vermeidbarer Hysterektomien.
Methode: Zur Ermittlung der Patientenperspektive in Hinblick auf die Qualität der Indikationsstellung zu einer Hysterektomie wurden zwei Fokusgruppen (mit n=11 Teilnehmerinnen) sowie 8 halbstrukturierte Einzelinterviews mit Patientinnen nach einer Hysterektomie infolge benigner Erkrankungen durchgeführt. Zusätzlich fanden zwei weitere Fokusgruppen mit im Versorgungsprozess beteiligten Leistungserbringern (mit n=12 stationär und ambulant tätigen Gynäkologinnen und Gynäkologen) statt. Die Ergebnisse wurden qualitativ anhand der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz, ausgewertet.
Ergebnisse: Die Wortbeiträge der Patientinnen und der Leistungserbringer konnten drei Hauptkategorien zugeordnet werden: Information und Aufklärung, Interaktion und Kommunikation sowie Patientenbeteiligung im Entscheidungsprozess. Neben Informationen zu Wirkung, Risiken und möglichen Folgen der Hysterektomie, waren den Patientinnen Informationen zu organisatorischen Abläufen im Krankenhaus, Informationen zur Operateurin/zum Operateur sowie zum zeitlichen Rahmen der Operation besonders wichtig. Zur Interaktion und Kommunikation mit den Ärztinnen und Ärzten gaben die Befragten an, besonderen Wert darauf zu legen ernst genommen zu werden und ausreichend Zeit in den Gesprächen für Fragen und der Besprechung persönlicher Präferenzen zu bekommen. Der Wunsch nach Beteiligung zeichnete sich bei den Interviewten besonders durch die Integration in die Entscheidungen zum Operationsumfang und durch die Beteiligung in der Terminfindung sowie der Einräumung von Bedenkzeit aus.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse zeigen, dass den betroffenen Frauen eine umfassende Aufklärung sowie der Einbezug in die Operation betreffenden Entscheidungen sehr wichtig ist. Die Umsetzung durch die Leistungserbringer wird laut Patientinnen dennoch nicht immer gewährleistet und weist Verbesserungspotential auf. Um eine patientenzentrierte Versorgung von Frauen mit benignen Erkrankungen der Gebärmutter zu erreichen, müssen die Bedürfnisse der Patientinnen regelhaft im Versorgungsprozess berücksichtigt werden. Um dies im Sinne einer Qualitätssicherung zu erreichen, erscheint es sinnvoll die Perspektive der Patientinnen regelhaft flächendeckend über eine Patientinnenbefragung abzubilden, um daraus gezielte Verbesserungsmaßnahmen im Sinne der patientenzentrierten und bedarfsorientierten Versorgung abzuleiten.