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Einflussfaktoren auf die Rückkehr ins Erwerbsleben nach Krebs: Eine Sekundärdatenanalyse von Rehabilitationsdaten der Deutschen Rentenversicherung
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Krebserkrankungen gehen oft mit Einschränkungen der Arbeitsfähigkeit einher. Jedes Jahr werden in Deutschland über 175.000 oder 35% aller Krebsdiagnosen bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter (20–64 Jahre) gestellt [1].
Ein zentrales Rehabilitationsziel für die Betroffenen ist die Rückkehr ins Erwerbsleben (Return-to-Work, RTW). Um Rehabilitationsmaßnahmen bedarfsgerecht und individuell gestalten zu können, ist es von Relevanz, Faktoren für den Erfolg des RTW zu identifizieren.
Zielsetzung: In welchen rehabilitationsbezogenen und soziodemografischen Eigenschaften unterscheiden sich Krebspatient:innen mit und ohne erfolgreichen RTW zwei Jahre nach Ende der Rehabilitation?
Methode: Auf Grundlage von Rehabilitations- und Erwerbsverlaufsdaten aus dem Scientific Use File „Abgeschlossene Rehabilitation im Versicherungsverlauf“ der Deutschen Rentenversicherung wird der stabile RTW von Krebsrehabilitand:innen im erwerbsfähigen Alter nach 2 Jahren stratifiziert nach rehabilitationsbezogenen (Komorbiditäten, Arbeitsunfähigkeit vor der Reha, Leistungsfähigkeit), demografischen (Geschlecht, Alter, Familienstand, Siedlungsstruktur) und sozioökonomischen (Bildung, Einkommen, Berufliche Position) Merkmalen untersucht. Im Weiteren werden Modelle zur Vorhersage des RTW mithilfe von Lasso-Regressionen entwickelt.
Ergebnisse: Von insgesamt 35.677 Rehabilitand:innen erreichten 49% (n = 17.416) einen RTW innerhalb von 2 Jahren nach Ende der Rehabilitation. Dabei war der Anteil derjenigen, die einen RTW erreichten, unter Männern höher als unter Frauen (48% vs. 53%) und unter jüngeren Rehabilitand:innen (< 55 Jahre 60% vs. 41%) höher als unter Älteren. Auch war der RTW-Anteil höher unter Personen mit tertiärem Bildungsniveau (69% vs. 58%) im Vergleich zu Personen ohne oder mit niedrigerem Bildungsabschluss, höherem im Vergleich zu geringem Einkommen (unteres Terzil: 21%, oberes Terzil 72%) und qualifizierten im Vergleich zu einfachen Berufen (60% vs. 42%).
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die deskriptiven Ergebnisse zeigen, dass nach 2 Jahren nur etwa die Hälfte der Krebsrehabilitand:innen einen stabilen RTW erreicht. Ein Ausbleiben des RTW scheint dabei insbesondere Personen mit niedrigerer sozioökonomischer Position und hohem Alter zu betreffen, was sich durch eine schwerer zu erlangende berufliche Leistungsfähigkeit und bereits vor der Erkrankung bestehende unbeständigere Beschäftigungsverhältnisse erklären lassen könnte. Auch wenn ausschließlich Personen im Alter zwischen 18 und 62 zum Zeitpunkt der Rehabilitation betrachtet wurden, spricht die geringere RTW-Rate bei älteren Personen für einen früheren Renteneintritt. Eine frühzeitige Identifizierung von Rehabilitand:innen mit einem erhöhten Risiko für einen ausbleibenden RTW sollte zu einer Beratung und verstärkten Angeboten für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben im Rahmen der medizinischen Rehabilitation führen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Berufs- und anforderungsspezifische Unterschiede bei der Rückkehr in den Beruf nach Krebs; Fördernummer: 8011-106-31/31.152