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Medizinische Rehabilitation für Menschen mit vorbestehenden Behinderungen im internationalen Kontext
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Menschen mit Behinderungen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung einen nachweislich schlechteren Zugang zu Gesundheitsleistungen und eine schlechtere Gesundheit [1]. Die angestrebten Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention sowie gesetzlich verankerte Gesundheits- und Teilhabeziele stehen in vielen Bereichen noch aus. Inwieweit die Versorgung von Menschen mit vorbestehenden Behinderungen durch medizinische Rehabilitation erfolgt, ist weitestgehend unklar.
Zielsetzung: Der Fokus liegt auf Menschen mit vorbestehenden Behinderungen, die aufgrund von Sekundärerkrankungen, Komorbiditäten oder neu auftretenden Gesundheitsproblemen einen Rehabilitationsbedarf haben. Ziel ist es, einen Überblick über die Evidenz zu Bedarf, Zugang, Inanspruchnahme und Outcomes medizinischer Rehabilitationsleistungen für die Zielgruppe zu generieren.
Methode: In einem Scoping Review wurden vier Literaturdatenbanken (PubMed, Cochrane Library, PSYNDEX, CINAHL) mithilfe eines auf „Behinderung“ und „Medizinische Rehabilitation“ basierenden Terms durchsucht. Eingeschlossen wurde englisch- und deutschsprachige Literatur mit allen methodischen Ansätzen, die sich mit der medizinischen Rehabilitation Erwachsener mit allen Formen langfristiger Behinderungen befasst. Fünf Forschende screenten unabhängig voneinander. In der Gruppe wurde über differierende Zuordnungen diskutiert und über Ein- bzw. Ausschluss entschieden.
Ergebnisse: Ohne Duplikate ergaben sich 10.726 Treffer, im Titel-Abstract-Screening erfüllten 92 Artikel die Einschlusskriterien, im Volltextscreening wurden 11 Artikel eingeschlossen, die derzeit tiefergehend analysiert werden. Während des Review Prozesses wurden grundlegende Herausforderungen des gewählten Themenfeldes für die Versorgungsforschung deutlich. Bspw. sind Definitionen und das Verständnis von Rehabilitation und Behinderung national und international nicht einheitlich und variieren kontextabhängig, was eine stichhaltige Recherche erschwert. Zudem deuten die vorläufigen Ergebnisse ein Forschungsdesiderat bezüglich der rehabilitativen Versorgung von Menschen mit vorbestehenden Behinderungen an.
Die verfügbare Literatur befasst sich mit Rehabilitationsbedarfen, Zugang und Umsetzung von Maßnahmen. Zentrale Themen sind die Einstellung ggü. der Zielgruppe, Herausforderungen bei der Rehabilitation sowie Messung von Erfolgen und Funktionsbeeinträchtigungen, Tele-Rehabilitation, persönliche Entwicklung sowie psychosozialer und wirtschaftlicher Nutzen medizinischer Rehabilitation. Zu Outcomes und Nachsorge liegen keine Informationen vor. Überwiegend existieren Artikel aus Industrieländern, deren unterschiedliche Gesundheitssysteme die Vergleichbarkeit der Ergebnisse begrenzen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Das in der Auswertung befindliche Scoping Review offenbart eklatante internationale Wissens- und Forschungslücken im Bereich der medizinischen Rehabilitation von Menschen mit vorbestehenden Behinderungen. Um eine adäquate rehabilitative Versorgung zu ermöglichen, muss mehr Wissen generiert werden, sodass konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden können.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Medizinische Rehabilitation von Menschen mit vorbestehenden Behinderungen (MeReMBe); Fördernummer: GfR 623-30
Literatur
- 1.
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Dritter Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Teilhabe – Beeinträchtigung – Behinderung. 2021. Verfügbar unter: https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a125-21-teilhabebericht.pdf?__blob=publicationFile&v=7