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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

„Aber dieses Reha-spezifische Know-how, das bringt man nicht mit“ – Informations- und Unterstützungsbedarf bei klinischen Mitarbeitenden in der medizinischen Rehabilitation

Meeting Abstract

  • Julia-Marie Zimmer - Institut für Rehabilitationsmedizin, Profilzentrum für Gesundheitswissenschaften, Universitätsmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Ulrike Haß - Professur für Rehabilitationsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam, Deutschland
  • Machteld Luizink-Dogan - Professur für Rehabilitationsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam, Deutschland
  • Heinz Völler - Professur für Rehabilitationsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam, Deutschland; Klinik am See, Reha-Fachklinik, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Thorsten Meyer-Feil - Institut für Rehabilitationsmedizin, Profilzentrum für Gesundheitswissenschaften, Universitätsmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Annett Salzwedel - Professur für Rehabilitationsmedizin, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Universität Potsdam, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf038

doi: 10.3205/24dkvf038, urn:nbn:de:0183-24dkvf0383

Published: September 10, 2024

© 2024 Zimmer et al.
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Text

Hintergrund: Klinisch tätiges Personal in der medizinischen Rehabilitation (Reha) hat häufig nach Ausbildung oder Studium noch Bedarf an Reha-bezogenen Kompetenzen und Inhalten [1], um auf berufspraktische Anforderungen vorbereitet zu sein.

Zielsetzung: Die INFORM-Studie umfasst eine dezidierte Bedarfserhebung: Welche Kompetenzen und welches Wissen brauchen Reha-Mitarbeitende für ihren Berufsalltag? Wo besteht Bedarf an Fortbildungs- und Unterstützungsangeboten? Was hindert und fördert die Angebotsnutzung?

Methode: Klinisch tätige Reha-Mitarbeitende verschiedener Gesundheitsberufe wurden im ersten Schritt in berufsgruppenspezifischen Online-Gruppendiskussionen und Einzelinterviews befragt. Im nächsten Schritt wurden berufsgruppenübergreifende Gruppendiskussionen mit Reha-Mitarbeitenden vor Ort in Rehabilitationskliniken durchgeführt. Die Erhebungen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Unabhängig von ihrer Berufsgruppe bestätigten die Befragten Herausforderungen im Reha-Berufsalltag, auf die sie sich durch Ausbildung oder Studium nicht vorbereitet fühlten. Das Berufsfeld Reha war in vielen Berufsgruppen als zukünftiges Arbeitsfeld zuvor unbekannt und zeichnet sich durch Besonderheiten aufgrund seiner Rolle in der Versorgungslandschaft aus (Behandlungsdauer, Schnittstelle zur Häuslichkeit, Gesundheitszustand der Patient*innen, Standardisierung, Leistungsbeurteilung). Das Gelingen der Einarbeitung war maßgeblich von den Kolleg*innen abhängig und der Reha-Einstieg vor allem durch „learning by doing“ gekennzeichnet.

Besonders fehlten den Befragten beim Berufseinstieg Informationen zum Reha-System und –Prozess sowie der Rolle und Vorgaben der Kostenträger. Insbesondere wurde eine Vorbereitung auf die interprofessionelle Zusammenarbeit vermisst. Um diese Lücken zu schließen, werden neben Anpassungen der Ausbildungsinhalte Informationsangebote sowie Fort- und Weiterbildungen benötigt, jedoch wurden Barrieren der Inanspruchnahme auf verschiedenen Ebenen berichtet. Hierzu zählten die Finanzierung, die Verfügbarkeit/der Zugang zu Angeboten sowie die Vereinbarkeit mit dem Berufsalltag. Einige Befragte berichteten zudem von fehlenden Reha-spezifischen Angeboten für ihre Berufsgruppe. Förderfaktoren waren die Unterstützung durch Vorgesetzte, die Mitgliedschaft im Berufsverband sowie eine große Eigeninitiative und Motivation.

Es bestand darüber hinaus ein großer Wunsch nach klinik- und berufsgruppen-übergreifendem Austausch. Dieser Austausch sowie die hinreichende und aktuelle Qualifikation der Mitarbeitenden wurde als bedeutsam für die Versorgungsqualität von Patient*innen hervorgehoben.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Bei Reha-Mitarbeitenden besteht berufsgruppenübergreifend Bedarf an Reha-spezifischen Kompetenzen/Wissen sowie Möglichkeiten für einen niedrigschwelligen internen und externen (Fach-) Austausch, um die Versorgungsqualität zu erhöhen. Reha-spezifische Informations- bzw. Fort- und Weiterbildungsangebote können Mitarbeitende jedoch nur erreichen, wenn strukturelle Herausforderungen berücksichtigt werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: INFORM: Unterstützungs- und Fortbildungsbedarf bei Angehörigen der Gesundheitsberufe in der medizinischen Rehabilitation; Fördernummer: 8011-106-31/31.146