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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Rückkehr in das individuelle Lebensumfeld – soziale Rehabilitation nach Schlaganfall

Meeting Abstract

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  • Walter Swoboda - Hochschule Neu-Ulm, Institut DigiHealth, Neu-Ulm, Deutschland
  • Lars Kellert - Neurologische Klinik und Poliklinik, LMU Klinikum Campus Großhadern, München, Deutschland
  • Stefan Dörle - Bezirk Schwaben, Augsburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf037

doi: 10.3205/24dkvf037, urn:nbn:de:0183-24dkvf0371

Published: September 10, 2024

© 2024 Swoboda et al.
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Hintergrund: Nach dem „Journal of Health Monitoring“ ist der Schlaganfall weltweit die zweithäufigste Todesursache und bedeutsam für eine Behinderung im Erwachsenenalter [1]. Eine Auswertung der Landesarbeitsgemeinschaft zur datengestützten, einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung in Bayern (212 einbezogene Klinikstandorte) beziffert die Zahl der Neuerkrankungen an Schlaganfällen in 2021 auf 53.590 Fälle in Bayern. In der Anschlussversorgung werden 66,5% der Patienten nach Hause entlassen. Alternative Versorgungspfade sind Verlegung in ein anderes Akutkrankenhaus, Vermittlung in eine spezielle Reha-Einrichtung (Langzeit) sowie direkte Entlassung in ein Pflegeheim [2].

Die Qualität der Akutversorgung befindet sich auf hohem Niveau, wie die 2020 gegründete Nachsorgekommission der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft beschreibt. Außer Frage steht aber ein dringender Bedarf nach einem strukturiert langfristigen Nachsorgekonzept [3]. Neben medizinischen Domänen gewinnen zunehmend auch soziale Aspekte einer regionalen Schlaganfallnachsorge mit teilhabeorientierten Kriterien individueller Lebensqualität an Bedeutung [4]. In der laufenden Studie werden Prädiktoren für ein Framework zur Reintegration nach Schlaganfall evaluiert.

Zielsetzung: Ziel ist ein differenziertes Core Set in der Schlaganfallbehandlung zur optimierten Versorgung an den sequenziellen Schnittstellen sowie einer professionalisierten Reha-Planung. Gibt es quantifizierbare Prädiktoren, die eine Reintegration in das häusliche Lebensumfeld begünstigen und lassen sich diese Prädiktoren isolieren?

Methode: Die Basis der Longitudinal-/Panelstudie (multizentrisch) ist der Entlass-Status (Barthel-Index ≤50) ausgewählter Patienten (Klinikum der Universität München-Campus Großhadern, Neurologie der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, Neurologie am BKH Günzburg). In Telefoninterviews (zwei definierte Zeitpunkte) werden ICF basierte Prädiktoren zur Rückkehr in die häusliche Umgebung abgefragt.

Ergebnisse: Aktuell sind 115 Patienten in die Studie eingeschlossen (53 weiblich, 62 männlich; Durchschnittsalter 79,3 Jahre). Ischämische Infarkte dominieren zunächst deutlich (81%) gegenüber zerebralen Blutungen (16%). Der durchschnittliche Barthel-Index beträgt 30, vor allem bei Ischämien wird eine Häufung im hohen Bereich (40–50) beschrieben. Bei der Entlassung aus der Klinik ist die Gruppe „Reintegration ins häusliche Lebemsumfeld (60%) deutlich mit hohem Barthel-Index repräsentiert (höhere Selbstständigkeit in den Aktivtäten des täglichen Lebens). Erhebliche Beeinträchtigungen werden durch ein hohes Maß an familiärer Unterstützung kompensiert, formelle Hilfen erfolgen in Form von ambulanten Therapien (auch zuhause). Postrehabilitativ überwiegen in der Bedeutung für die Patienten zunächst motorische gegenüber kognitiven Fähigkeiten. Weitere Ergebnisse aus den Interviews können zum Kongress vorgelegt werden.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Im vorgestellten Projekt werden quantifizierbare (isolierbare) Prädiktoren für die Reintegration nach Schlaganfall identifiziert. Für die Entlassung in den häuslichen Lebenskontext scheinen die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL), die Überwindung von Hindernissen (Barrierefreiheit), ein individuelles Hilfsmittelmanagement, motivationale Aspekte (motorisch und kognitiv) sowie die Unterstützung durch die Familie signifikant.


Literatur

1.
Robert Koch-Institut. 12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland. J Health Monit. 2017;2(1). DOI: 10.17886/RKI-GBE-2017-010 External link
2.
Landesarbeitsgemeinschaft zur datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung in Bayern GbR. Schlaganfall. Auswertung 2021. München; 2021.
3.
Kaendler S, Ritter M, Sander D, Elstner M, Schwarzbach C, Wagner M, Meisel A; Mitglieder Kommission Nachsorge der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Positionspapier Schlaganfallnachsorge der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft – Teil 1: Nachsorge nach einem Schlaganfall: Status quo der Versorgungsrealität und Versorgungsdefizite in Deutschland. Nervenarzt. 2022 Apr;93(4):368-76. DOI: 10.1007/s00115-021-01231-9 External link
4.
Schwarzbach CJ, Michalski D, Wagner M, Winkler T, Kaendler S, Elstner M, Dreßing A, Claßen J, Meisel A, Grau A; Mitglieder Kommission Nachsorge der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Positionspapier Schlaganfallnachsorge der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft – Teil 3: Strukturelle Konzepte für zukünftige Versorgungsformen der Schlaganfallnachsorge. Nervenarzt. 2022 Apr;93(4):385-91. DOI: 10.1007/s00115-021-01230-w External link