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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Barrieren und Förderfaktoren der Implementierung eines Blended Care Ansatzes in der (teil)stationären psychiatrischen Versorgung geflüchteter Personen – das I-REACH-Projekt

Meeting Abstract

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  • Thea Kreyenschulte - LVR-Institut für Versorgungsforschung, Köln, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf036

doi: 10.3205/24dkvf036, urn:nbn:de:0183-24dkvf0369

Published: September 10, 2024

© 2024 Kreyenschulte.
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Hintergrund: Geflüchtete Menschen haben ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen. Aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren mangelt es in der stationären psychiatrischen Versorgung an spezifischen Angeboten für diese Patient*innengruppe. Die Verknüpfung digitaler Anwendungen mit persönlich erbrachten psychiatrischen Versorgungsangeboten („Blended Care“) ist eine wirksame innovative Versorgungsform, die das Potenzial hat, die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung dieser Gruppe zu verbessern. Die Implementierung von Blended Care Ansätzen im (teil)stationären psychiatrischen Setting ist jedoch wenig untersucht. Das Teilprojekt 4 des Konsortialprojektes I-REACH beschreibt die Machbarkeit eines solchen Blended-Care-Ansatzes in einer Implementierungsstudie.

Zielsetzung: Die zentrale Forschungsfrage der I-REACH-Studie ist, ob ein Blended-Care-Ansatz in der stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung von geflüchteten Personen realisierbar ist und genutzt wird. Es soll ein Interventionsleitfaden bereitgestellt werden, in dem fördernde und hindernde Faktoren für die Umsetzung beschrieben sind.

Methode: I-REACH ist eine beobachtende, quasi-experimentelle, prospektive Studie. Zielgruppe sind geflüchtete Menschen aus dem Arabisch- und Farsi-sprachigen Raum mit einer Suchterkrankung, Depression, Angsterkrankung oder posttraumatischen Belastungsstörung. Die Untersuchung wird an acht LVR-Kliniken durchgeführt, in denen insgesamt etwa 100 Patient*innen rekrutiert werden sollen. Für die Zielgruppe wird eine App zusätzlich zur Routineversorgung angeboten. Diese wurde speziell für den stationär-psychiatrischen Bereich angepasst und als Kommunikationsmedium zwischen Behandelnden und Patient*innen weiterentwickelt. Nutzungsdaten der App werden analysiert und Patient*innen und Behandelnde zu ihren Erfahrungen mit der App befragt.

Vorläufige Ergebnisse: Die Studie befindet sich aktuell in der Rekrutierungsphase (bis Dezember 2024). Bisherige Barrieren bei der Implementierung der App wurden auf technischer und struktureller Ebene identifiziert. Hierzu zählten die hohe Fluktuation von Behandelnden, eine hohe Arbeitsbelastung in den Kliniken sowie technische Hürden. Förderlich war die engmaschige Anleitung von Behandelnden seitens der Studienkoordination, die eine niedrigschwellige Kontaktmöglichkeit und technischen Support im Zuge der Rekrutierung ermöglichte. Die Erstellung von Flyern und Gebrauchsanweisungen für Patient*innen und die Bereitstellung kontinuierlicher Schulungsangebote wirkten ebenfalls fördernd.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: In einem schnelllebigen Umfeld mit geringer Technikaffinität erweist sich die kontinuierliche Prozessbegleitung als ebenso relevant wie der technische Support für die gelingende Implementierung einer Blended Care Behandlung. Die eigens für die Studie entwickelte App kann dazu beitragen, Behandlungslücken für die schwer erreichbare Patientengruppe geflüchteter Personen in stationärer Behandlung zu schließen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: I-REACH – Internet-basierte psychische Gesundheitsversorgung für geflüchtete Menschen; Fördernummer: 01EF1806C