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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Verfügbarkeit und Nutzung von Ereignismeldesystemen (CIRS) in deutschen Krankenhäusern – Analyse von Befragungsdaten aus den Jahren 2010, 2015 und 2022

Meeting Abstract

  • Nikoloz Gambashidze - Institut für Patientensicherheit (IfPS), Universität Bonn, Deutschland
  • Martina Schmiedhofer - Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. - Zentrale, Berlin, Deutschland
  • Karl Blum - Deutsches Krankenhausinstitut GmbH, Düsseldorf, Deutschland
  • Hannah Rösner - Hochschule RheinMain, Wiesbaden Business School, Wiesbaden Institute for Healthcare Economics and Patient Safety, Wiesbaden, Deutschland
  • Reinhard Strametz - Hochschule RheinMain, Wiesbaden Business School, Wiesbaden Institute for Healthcare Economics and Patient Safety, Wiesbaden, Deutschland
  • Matthias Weigl - Institut für Patientensicherheit (IfPS), Universität Bonn, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf035

doi: 10.3205/24dkvf035, urn:nbn:de:0183-24dkvf0354

Published: September 10, 2024

© 2024 Gambashidze et al.
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Text

Hintergrund: Klinisches Risikomanagement (kRM) in Gesundheitseinrichtungen ist eine Voraussetzung für die systematische Verbesserung der Patientensicherheit und der Versorgungsqualität. Es umfasst Strukturen, Methoden und Instrumente, die alle Berufsgruppen bei der Erkennung und Abwendung von Versorgungsrisiken unterstützen. Zentral sind darin Ereignismeldesystemen (z.B. CIRS), zu deren Einsatz im kRM die deutschen Krankenhäuser gesetzlich verpflichtet sind. Allerdings gibt es keine systematischen und längsschnittlichen Erhebungen zur Verbreitung dieser Systeme.

Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie ist es, die Verfügbarkeit von Ereignisberichtssystemen (CIRS) in deutschen Krankenhäusern über die Jahre 2010, 2015 und 2022 zu untersuchen. Darüber hinaus soll analysiert werden, ob und wie sich die Nutzung dieser Systeme im Laufe der Zeit verändert hat.

Methode: Die Erhebungen zur Umsetzung des kRM in deutschen Krankenhäusern wurde 2010, 2015 und 2022 durchgeführt. Angeschrieben wurden alle Leitungen der Krankenhäuser, und seit 2015 auch der Rehabilitationseinrichtungen, und gebeten, eine:n geeignete:n kRM-Verantwortliche:n für die Befragung zu nominieren. Der Fragebogen wurde in Anlehnung an eine in der Schweiz durchgeführte Vorgängerstudie entwickelt und in den Folgeerhebungen schrittweise weiterentwickelt. Inhalt dieser Auswertung war die Verfügbarkeit und Nutzung von Ereignismeldesystemen in Allgemeinkrankenhäusern sowie in psychiatrischen und Rehabilitationskliniken. Es wurde die Verfügbarkeit von Systemen sowie die Dynamik der Anzahl der Meldungen pro Jahr über die Zeit analysiert.

Ergebnisse: Die drei Datensätze umfassten insgesamt 1646 Teilnehmer (Rücklaufquote von 22–27%). Die Daten zeigen eine zunehmende Verfügbarkeit von Meldesystemen, vor allem für die Allgemeinkrankenhäuser. Während im Jahr 2010 nur etwa die Hälfte (49%) dieser und ein Drittel der psychiatrischen Kliniken angaben, über Meldesysteme zu verfügen, stieg dieser Anteil im Jahr 2022 auf 97% bzw. 87%. Bei den Rehabilitationskliniken stieg die Verfügbarkeit von Meldesystemen von 41% (Jahr 2015) auf 66% (2022). Im Gegensatz zu diesen Fortschritten zeigte unsere Analyse, dass es zwischen 2010 und 2022 in keiner der untersuchten Gruppen eine signifikante Veränderung der durchschnittlichen Anzahl der pro Jahr gemeldeten Ereignisse gab.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse verdeutlichen die Fortschritte bei der Verfügbarkeit von Ereignismeldesystemen in deutschen Krankenhäusern seit 2010. Nahezu alle Allgemeinkrankenhäuser und die meisten Psychiatrie- und Rehabilitationskliniken verfügen über Meldesysteme. Trotzdem zeigen die Daten, dass diese Systeme nicht vollumfänglich genutzt werden. Dies weist auf eine mangelnde Meldekultur im deutschen Gesundheitssystem hin. Um über die flächendeckende Verfügbarkeit von Meldesystemen hinaus das volle Potenzial dieser Systeme zu nutzen und die Sicherheit und Qualität der Versorgung zu verbessern, sind weitere Maßnahmen erforderlich, einschließlich der Förderung einer positiven Sicherheitskultur.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: KHaSiMiR 21 – Krankenhausstudie zur Sicherheit durch Management innerklinischer Risiken 2021; Fördernummer: ZMI1-2521PAT005