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Akzeptanz und Handhabbarkeit einer tabletgestützten Kognitionstestung zur Demenzdiagnostik in der hausärztlichen Praxis – eine qualitative Befragung von Patient*innen, Medizinischen Fachangestellten und Ärzt*innen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: In Deutschland leben ca. 1,8 Millionen Menschen mit Demenz und die Anzahl der erkrankten Menschen wird in den nächsten Jahren steigen. Hausärztliche Praxen sind bei Symptomen häufig ein erster Kontakt, jedoch gibt es strukturelle Hürden in der hausärztlichen Demenzdiagnostik und Diagnosen erfolgen meist erst im späteren Krankheitsverlauf. Eine tabletgestützte und von Medizinischen Fachangestellten (MFA) durchgeführte kognitive Testung in der hausärztlichen Praxis könnte zu einer früheren Identifikation von Demenzerkrankungen führen, sodass Betroffene frühzeitig Therapie und Unterstützung erhalten könnten. Unklar ist jedoch die Akzeptanz und Handhabbarkeit eines solchen Vorgehens.
Zielsetzung: Können mit einem durch MFA durchgeführten, digitalen Kognitionstest verbesserte Versorgungspfade in der hausärztlichen Demenzdiagnostik gestaltet werden und welchen Einfluss hat ein solcher Test auf die Abläufe in der Praxis, das Krankheitsbild (Sensibilisierung) sowie das Rollenverständnis der MFA?
Methode: In einer Machbarkeitsstudie wird die Möglichkeit tabletgestützter Testungen mit dem MoCA (Montreal Cognitive Assessement), durchgeführt von MFA, in der hausärztlichen Versorgung eruiert. Es sind 1.000 kognitive Testungen in zehn teilnehmenden hausärztlichen Praxen geplant. Neben einem quantitativen Evaluierungsstrang werden je 5–8 teilnehmende Hausärzt*innen, MFA und Patient*innen zur Handhabbarkeit des tabletgestützten Vorgehens und zu Implikationen für die Versorgung in hausärztlichen Praxen qualitativ befragt. Die Interviews werden anhand neu entwickelter Leitfäden teilstrukturiert geführt, aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Kuckartz mittels MAXQDA ausgewertet.
Ergebnisse: Bisher wurden fünf Interviews mit Patient*innen, Ärzt*innen und MFA geführt. Im ersten Auswertungszyklus zeigten sich inhaltsanalytisch Ergebnisse zu u.a. folgenden Themenbereichen: Persönliches Empfinden der Patient*innen bei der Testung, Handhabbarkeit des Tests und Tablets, Rollenbild der MFA und Delegation von Leistungen, Einfluss der Studie auf die Versorgungwege von Patient*innen, Zukunftsfähigkeit der Testung. Erste, vorläufige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass alle Befragtengruppen positiv auf das Angebot der Testung in den hausärztlichen Praxen reagieren. Die Testung mittels Tablet erscheint sowohl für die durchführenden MFA als auch für die Patient*innen gut handhabbar. Die Delegation der Testdurchführung an eine in der Praxis beschäftigte MFA wird von den befragten Patient*innen begrüßt und wird von MFA als weitere Arbeitsaufgabe positiv angenommen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Versorgung von Patient*innen mit demenziellen Symptomen sollte schon in der hausärztlichen Praxis beginnen und adäquat finanziert werden. Die Delegation von hausärztlichen Leistungen an Medizinische Fachangestellte ist in diesem Bereich vielversprechend, auch angesichts des Hausärzt*innen-Mangels. Nicht zuletzt auch deshalb, da dieses Vorgehen sowohl bei den teilnehmenden MFA als auch bei den Patient*innen im Hinblick auf die Handhabbarkeit und Umsetzung bisher positiv wahrgenommen wird und zugleich eine frühzeitige Diagnostik ermöglichen könnte. Zum Zeitpunkt des Kongresses werden weitere aussagekräftige Ergebnisse vorliegen, die weiterführend diskutiert werden können.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: iCREATE – Digital unterstütztes Case-Finding zur Verbesserung der Diagnose und Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Demenz in der primärärztlichen Versorgung; Fördernummer: ZMII2-2523FEP40D