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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Sozio-Geografische Methoden zur Bewertung der Erreichbarkeit von Praxen der Primärversorgung

Meeting Abstract

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  • Linda Hack - Katholische Stiftungshochschule München, Deutschland
  • Oliver Singler - Bauhaus-Universität Weimar, Deutschland
  • Bernd Reuschenbach - Katholische Stiftungshochschule München, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf019

doi: 10.3205/24dkvf019, urn:nbn:de:0183-24dkvf0198

Published: September 10, 2024

© 2024 Hack et al.
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Hintergrund: Im Jahr 2035 werden durch Alterseffekte in Deutschland voraussichtlich 11.000 Stellen von Hausärzt:innen unbesetzt sein, gleichzeitig steigen die Ansprüche der Bevölkerung an die Gesundheitsversorgung [1]. Hinzu kommt, dass ländliche Regionen häufig nicht ausreichend an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angeschlossen sind [2]. Bislang gibt es keinen rechtlich verbindlichen Mindeststandard für die Erreichbarkeit hausärztlicher Versorgung. In Studien wurde als Referenz eine maximale Anfahrtszeit von 30 Minuten sowie eine maximal zumutbare Entfernung von 1,25 bis 5 km festgelegt [3].

Zielsetzung: Am Beispiel der Stadt Weimar soll die Erreichbarkeit der ambulanten Primärversorgung durch eine geografische Sozialraumanalyse erfasst und bewertet werden.

Methode: Um die Erreichbarkeit der Praxen ermitteln zu können, wurde mit Hilfe des geographischen Informationssystem QGIS eine Karte erstellt, die neben der Grundlage (Straßen, Grünflächen etc.) mit Haltestellen, Buslinien und den Standorten der Praxen ergänzt wurde. Durch sogenannte Isochrone konnte die direkte Erreichbarkeit von Haltestellen und Praxen zu Fuß dargestellt werden. Dabei wurde eine Distanz von 300 m verwendet [4]. Anschließend wurde die Fläche des Stadtgebiets berechnet, die nicht von Isochronen bedeckt ist. Die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel wurden anhand der Stufen der Angebotsqualität der Richtlinie für integrierte Netzgestaltung (RIN) bewertet [5]. Die Stufen wurden ergänzt durch die Kriterien Fahrzeit, Umstiege und Taktung.

Ergebnisse: In zehn der 21 Stadtbezirke befinden sich keine Primärversorgungspraxen. 11.133 Einwohnende müssen sich über die Grenzen des eigenen Stadtbezirks hinausbewegen. Alle Stadtbezirke, mit Ausnahme von Legefeld, wurden mit sehr guter Qualität (Stufe A) oder guter Qualität (Stufe B) bewertet. Bei dem Kriterium Taktung wurden 26 Verbindungen mit ausreichender Qualität (Stufe D) bewertet.

Diskussion: Die Praxen können zwar überwiegend in angemessener Fahrzeit und mit wenigen Umstiegen erreicht werden, jedoch ist die Taktung nicht hoch genug.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Das methodische Vorgehen und die zugrundeliegende Normierung können zur Kartierung der Versorgungsdichte anderer Regionen genutzt werden.


Literatur

1.
Nolting H-D, Ochmann RR, Zich K. Gesundheitszentren für Deutschland. Wie ein Neustart in der Primärversorgung gelingen kann. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung; 2021.
2.
Berlin C, Fredrich D, van den Berg N, Fendrich K, Piegsa J, Hoffmann W. Erreichbarkeit von Frauenarztpraxen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Vorpommern. Gesundheitswesen. 2010;72. DOI: 10.1055/s-0030-1266351 External link
3.
Voigtländer S, Deiters T. Mindeststandards für die räumliche Erreichbarkeit hausärztlicher Versorgung: Ein systematischer Review. Gesundheitswesen. 2015 Dec;77(12):949-57. DOI: 10.1055/s-0035-1548805 External link
4.
ISUP Ingenieurbüro für Systemberatung und Planung GmbH. Fortschreibung des Nahverkehrsplans für die Stadt Weimar ab 2021. 2021.
5.
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Richtlinien für integrierte Netzgestaltung. RIN. Bd. 121. FGSV R1 - Regelwerke. 2008. Köln: FGSV-Verl; 2009.