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Wo bleiben die Hausärztinnen und Hausärzte? Eine Befragung hessischer Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Humanmedizin
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: In Deutschland werden seit Jahren Diskussionen um einen Nachwuchsmangel unter den Ärztinnen und Ärzten geführt. Insbesondere die hausärztliche Tätigkeit ist in den Fokus gerückt. Mit verschiedenen Maßnahmen wird versucht, angehende Ärztinnen und Ärzte für eine hausärztliche Tätigkeit zu gewinnen.
Zielsetzung: In der seit 2009 laufenden Absolventenbefragung untersuchen wir, welche Pläne die Medizinabsolventen nach Beendigung ihres Studiums haben und ob die Sorge um eine sinkende Zahl an Jungmedizinerinnen und -medizinern, die nach Abschluss des Studiums den ärztlichen Beruf ergreifen möchten, berechtigt sind.
Methode: Als Erhebungsinstrument dient ein von uns entwickelter teilstandardisierter Fragebogen. Zielgruppe der Befragung sind alle Absolventinnen und Absolventen der Ärztlichen Prüfung in Hessen.
Die Auswertung und Analyse erfolgt mithilfe der Statistiksoftware Sphinx. Bisher gibt es 29 Befragungswellen. Aus dieser Längsschnittstudie können bislang Daten von 5.859 Absolventen ausgewertet werden. Die retrospektiv sowie prospektiv gerichteten Fragestellungen beziehen sich auf Motive und Pläne der Medizinabsolventinnen und -absolventen bezüglich ihrer ärztlichen Berufstätigkeit. Ferner soll die Wiederholung einer Zusatzbefragung ab 2024 zur hausärztlichen Tätigkeit aus den Jahren 2011–2012 identifizieren, ob und welche Tendenzen bezüglich einer Tätigkeit im hausärztlichen Berufsfeld zu erwarten sind.
Ergebnisse: Aus der Befragung (N=5859) geht hervor, dass etwa 12% der Befragten im hausärztlichen Bereich tätig werden wollen. Im Zeitverlauf bleibt das Interesse an einer selbstständigen hausärztlichen Tätigkeit mit etwa 8% stabil, während eine angestellte Tätigkeit in diesem Bereich seit 2009 von 0% auf 5% angestiegen ist.
Ein Indikator für ein steigendes Interesse an einer hausärztlichen Tätigkeit ist die Wahl der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin. Diese ist innerhalb des Befragungszeitraums kontinuierlich von rund 6% auf fast 10% angestiegen.
In der Zusatzbefragung (N=681) wurden unter anderem der Umgang mit den Patienten aller Altersgruppen (98%) sowie ein breites Krankheitsbild (88%) als positive Aspekte einer hausärztlichen Tätigkeit angegeben. Weniger positiv (45%) wurden die Hausbesuche bewertet. Die Ergebnisse der aktuellen Zusatzbefragung und mögliche Änderungen im Zeitverlauf sind im August 2024 zu erwarten und werden auf dem Kongress präsentiert.
Diskussion: Die heutige Arbeitsmarktsituation und verschiedene Arbeitsmodelle erlauben angehenden Medizinern, neue Prioritäten für ihre zukünftige Tätigkeit zu setzen. Die Befürchtung, dass die Motivation für den Arztberuf und für die hausärztliche Tätigkeit nachlässt, wird durch unsere Ergebnisse nicht bestätigt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Zur Sicherung der zukünftigen (haus-) ärztlichen Versorgung müssen potentielle Veränderungen und spezifische Bedürfnisse erkannt werden. Diesen Veränderungen muss Rechnung getragen werden – nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch – und vor allem – mit neuen Strukturen und verbesserten Möglichkeiten der ärztlichen Weiterbildung sowie angestellter Berufsausübung im ambulanten Sektor.