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Welche Lebensbereiche von Menschen mit opioidbezogenen Störungen werden durch in der Praxis verbreitete Fragebögen erfasst? Eine ICF-Linkingstudie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Opioidbezogene Störungen (Opioid Use Disorder: OUD) verursachen eine massive sowie global zunehmende Krankheitslast und sind häufig assoziiert mit gesundheits- und lebensqualitätsbezogenen Beeinträchtigungen [1]. In der EU sind im Jahr 2020 schätzungsweise 5.800 Personen an einer Überdosierung verstorben, wobei in 74% der Todesfälle Opioide nachgewiesen wurden [2]. Eine bedarfsgerechte und wirksame Behandlung von OUD ist somit von hoher Dringlichkeit. Psychosoziale und kontextbezogene Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung von OUD und können mithilfe der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) abgebildet werden. Zur Unterstützung einer bedarfsgerechten Behandlungsplanung werden in Leitlinien zu opioidbezogenen Störungen Erhebungsinstrumente für Praktiker:innen empfohlen.
Zielsetzung: Bisher fehlt es an einem Überblick, welche behandlungsrelevanten Aspekte in den einzelnen Instrumenten erfasst werden. Daher zielt diese Studie darauf ab, die Inhalte der Instrumente mithilfe der ICF zu verorten. Darauf aufbauend werden die Instrumente im Hinblick auf den Umfang der erfassten ICF-Komponenten analysiert und verglichen.
Methode: Zur Identifizierung von praxisrelevanten Instrumenten wird eine Leitlinien-Suche nach festgelegten Selektions- und Qualitätskriterien durchgeführt und in den Leitlinien empfohlene Instrumente extrahiert. Zur Bewertung der Qualität werden die eingeschlossenen Leitlinien von zwei Forscherinnen unabhängig voneinander mit dem AGREE II GRS bewertet. Innerhalb der inkludierten Leitlinien werden die empfohlenen Instrumente nach vordefinierten Selektionskriterien ausgewählt. Es folgt das ICF Linking und die Linking Extraktion nach den präzisierten Linking Regeln von Cieza et al. [3]. Alle Domänen der ICF werden einbezogen.
Ergebnisse: Die Leitliniensuche umfasst sieben Leitlinien-Datenbanken, zwei Literaturdatenbanken und eine zusätzliche Handsuche. Von den insgesamt 981 Treffern (ohne Duplikate) werden 21 Leitlinien inkludiert, wobei lediglich 12 Leitlinien spezifische Instrumente benennen. Die Ergebnisse der Leitlinien-Beurteilung mit dem AGREE II GRS, der Instrumentenextraktion und des Linkings liegen bis zum Kongress vor.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Verknüpfung der empfohlenen Instrumente mit der ICF soll aufzeigen, welche gesundheitsbezogenen Bereiche durch das entsprechende Instrument abgedeckt werden. Je nach Behandlungsbereich kann dies Praktiker:innen im Versorgungssystem bei der Auswahl der Erhebungsinstrumente für die Behandlungsplanung unterstützen.
Literatur
- 1.
- GBD 2019 Diseases and Injuries Collaborators. Global burden of 369 diseases and injuries in 204 countries and territories, 1990-2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. Lancet. 2020 Oct 17;396(10258):1204-22. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30925-9
- 2.
- European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA). European Drug Report 2022: Trends and Developments. Luxembourg: Publications Office of the European Union;2022.
- 3.
- Cieza A, Fayed N, Bickenbach J, Prodinger B. Refinements of the ICF Linking Rules to strengthen their potential for establishing comparability of health information. Disabil Rehabil. 2019 Mar;41(5):574-83. DOI: 10.3109/09638288.2016.1145258