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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Der richtige Zeitpunkt für die richtigen Informationen – eine multiple Fallstudie mit Schlaganfallbetroffenen zur Entscheidungsfindung hinsichtlich der medikamentösen Rezidivprophylaxe

Meeting Abstract

  • Anne-Marei Jarchow - UKSH Lübeck/Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie/Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Denise Wilfling - UKSH Lübeck/Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie/Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Kilda Hinrichsen - UKSH Lübeck/Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie/Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Anne Christin Rahn - UKSH Lübeck/Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie/Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf009

doi: 10.3205/24dkvf009, urn:nbn:de:0183-24dkvf0098

Published: September 10, 2024

© 2024 Jarchow et al.
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Text

Hintergrund: Nach einem Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) ist die medikamentöse Strategie zur Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls von zentraler Bedeutung. Um eine zuverlässige Therapie zu etablieren, sollten diesbezügliche Entscheidungen gemeinsam mit Betroffenen gefällt werden (SDM).

Zielsetzung: Um ein bedarfsgerechtes Unterstützungsprogramm zu entwickeln, soll ein detaillierter Einblick in die aktuelle Situation zu Therapieentscheidungen von Schlaganfallbetroffenen gegeben werden. Dafür werden Informations- und Unterstützungsbedarfe zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Versorgung und Adhärenz beeinflussende Themen multiperspektivisch betrachtet.

Methode: In einer multiplen Fallstudie wurden leitfadengestützte Interviews mit einwilligungsfähigen Personen nach einem Schlaganfall oder einer TIA geführt, die keine oder kaum gesundheitliche Einschränkungen hatten. Es wurden Betroffene unterschiedlichen Alters und Geschlechts innerhalb der Akutphase, 4–6 Wochen sowie 6–8 Monate nach dem Schlaganfallereignis berücksichtigt, um Bedarfe zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Zusammenhang mit dem Schlaganfallereignis abzubilden. Zum letzten Zeitpunkt sollte je eine betroffene Person mit hoher und niedriger Adhärenz (MARS Score) eingeschlossen werden. Zusätzlich wurden Angaben zur Soziodemografie, krankheitsbezogene Daten, kardiovaskuläre Risikofaktoren und die aktuelle Medikation erhoben. Ergänzend wurden an der Versorgung beteiligte angehörige Personen, Mediziner*innen und Pflegefachpersonen interviewt. Die geplante Stichprobengröße umfasste zwei Betroffene pro Zeitpunkt und je 2–3 weitere Beteiligte. Alle Interviews wurden mit einem Audiogerät aufgenommen, transkribiert und in Anlehnung an die Root-Cause-Analyse mit der Software MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Von Dezember 2023 bis Februar 2024 wurden n=7 Schlaganfallbetroffene, n=3 Angehörige, n=1 Mediziner*in und n=1 Pflegefachperson (12 bis 46 Minuten) interviewt. Die Gesundheitsprofessionellen waren im Setting Krankenhaus an verschiedenen Standorten tätig. Gesundheitsfachpersonal aus dem ambulanten Setting konnte nicht rekrutiert werden.

Erste Analysen weisen darauf hin, dass insbesondere der Zeitpunkt und die Art und Weise wie Informationen vermittelt werden relevant für Betroffene und deren Angehörige sind. Rückblickend scheint die Vorbereitung der Betroffenen auf die Zeit nach dem Schlaganfall unzureichend zu sein. Betroffene bemerken in der Zeit nach der Akutphase einen zunehmenden Informationsbedarf und sehen die hausärztlich tätigen Mediziner*innen als erste Ansprechpersonen für Nachfragen hinsichtlich der weiteren Behandlung.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die ersten Ergebnisse sensibilisieren hinsichtlich Art und Umfang der Informationsweitergabe innerhalb der Akutphase und bestärken den Stellenwert einer anschließenden strukturierten Begleitung samt hausärztlicher Betreuung. Die Ergebnisse dienen der Entwicklung eines Programms zur Unterstützung einer gemeinsamen Entscheidung hinsichtlich der medikamentösen Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls und anschließender Adhärenzunterstützung.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: StrokeCompass – Decision Coaching und Adhärenzunterstützung zur sekundärenSchlaganfallprävention – ein Mixed-Methods-Projekt; Fördernummer: 01GY2107