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The Missing Link? – Die Veränderung interprofesioneller Netzwerke durch die Einführung einer institutionellen elektronischen Patientenakte (EPA) in einem deutschen Krankenhaus
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Einführung der institutionellen elektronischen Patientenakte (EPA), bedingt durch das Krankenhauszukunftsgesetz stellt eine Neuerung auf deutschen Krankenhausstationen dar. Der hierdurch möglicherweise bedingte Wandel der Dokumentationstätigkeit lässt die Vermutung zu, dass sich die Netzwerkstruktur innerhalb der Station den neuen Gegebenheiten anpasst.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Innerhalb eines übergeordneten Projekts beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Veränderungen der interprofessionellen Netzwerkstruktur bedingt durch die Veränderungen der Arbeitsabläufe in Verbindung mit der Einführung der EPA. Hieraus resultieren die Forschungsfragen: Mit wem und wie kommunizieren die Fachkräfte im Krankenhaus vor und nach Einführung der EPA? Wie verändern sich die Netzwerke der interprofessionellen Zusammenarbeit mit der Einführung der EPA?
Methode: Mittels teilnehmender Beobachtungen (nt0 = 41,52h; nt1 = 50,13h) und leitfadengestützter Interviews (nt0 = 6; nt1 = 3) wurden vor (t0) und nach (t1) der EPA-Einführung qualitative Daten auf der orthopädischen Station eines deutschen Universitätsklinikums erhoben. Diese wurden codiert, um anschließend qualitative Netzwerkkarten zu bilden, welche sich nach Ausprägungen wie zum Beispiel dem Kommunikationsweg (synchron vs. asynchron), dem Gesprächsthema oder der Richtung der Kommunikation filtern lassen. Die Auswertung unter Einbindung der Actor-Network-Theory nach Latour ermöglicht eine Erweiterung der gebildeten Netzwerke um nicht-menschliche Akteure, insbesondere um die EPA sowie die inhaltliche Analyse der Netzwerkverbindungen.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die t0- und t1-Netzwerke sich durch die EPA-Einführung nicht verändern. Eine Ausnahme stellt hierbei die Betrachtung der EPA als eigenständige Netzwerkakteurin dar, welche zwar eine vergleichbare Rolle einnimmt, wie die papierbasierte Patientenakte, jedoch durch ihre erleichterte Zugänglichkeit häufiger auftritt. Die Notwendigkeit für spontane Abstimmung führt zu einer dominanten Rolle persönlicher Gespräche als Kommunikationsweg zu beiden Messzeitpunkten.
Diskussion: Der, auch nach EPA-Einführung, weiterhin bestehende, hohe Anteil an persönlicher Kommunikation als Kanal zur Informationsvermittlung verringert die Gefahr einer stärkeren sozialen Trennung der Ärzte- und Pflegeberufe. Zugleich ist durch die Beiläufigkeit der Kommunikation das Entstehen von kurzfristigen Dokumentationslücken zu befürchten. Ebendiese Dokumentationslücken führen allerdings dazu, dass das Krankenhauspersonal noch immer auf synchrone Kommunikationswege zur Informationsbeschaffung angewiesen ist. Gleichzeitig bietet synchrone Kommunikation dem medizinischen Personal die Möglichkeit flexibel auf spontane Herausforderungen zu reagieren.
Implikation für die Versorgung: Es bedarf womöglich einer Überdenkung stationsinterner Kommunikation. Hierbei sollte eine Lösung gefunden werden, welche zugleich nicht hemmend auf die Flexibilität wirkt, aber Kommunikationswege schafft, welche die Patientensicherheit stärken.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GP1906A