Article
Versorgungsgeschehen und palliativmedizinische Versorgungsbedarfe bei gelisteten Patienten und Patientinnen für eine Lungentransplantation – eine retrospektive Datenanalyse
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2023 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand der Forschung: Personen mit einer fortgeschrittenen Lungenerkrankung können nach Dringlichkeit, bestimmt nach dem Lung Allocation Score (LAS), für eine Lungentransplantation gelistet werden. Obwohl eine palliativmedizinische Mitversorgung dieser Patient:innen gefordert wird, ist diese nicht routinemäßig etabliert. Um ein palliativmedizinisches Angebot für gelistete Lungentransplantationspatient:innen zu entwickeln, sind Erkenntnisse zu palliativmedizinischen Unterstützungsbedürfnissen im Krankheits- und Versorgungsgeschehen nötig.
Fragestellung und Zielsetzung: Beschreibung von Krankheits- und Versorgungsgeschehen von für eine Lungentransplantation gelistete Patient:innen; Identifizierung von Indikatoren für palliativmedizinische Bedarfe wie Risikofaktoren für Versterben während der Wartezeit.
Methode: Retrospektive Kohortenanalyse von aktiv gelisteten Lungentransplantationspatient:innen am XXXXX. Auswertung von routinemäßig erfassten Gesundheitsdaten (Krankenakten, ärztliche Entlassungsbriefe, Befunde von Untersuchungen und Konsilen) aller Patient:innen zwischen 07/16-06/18. Deskriptive Analysen, logistische Regression.
Ergebnisse: Die betrachteten Patient:innen waren zu 49% (n=119/242) weiblich. Bei Aufnahme in die Warteliste betrug das Alter in Mittel 51 Jahre (SD=12,1), der LAS 37,7 (SD 10,9). Häufigste Diagnosen waren Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (38%), fibrosierende Lungenerkrankungen (30%) und Cystische Fibrose (15%). Dazu lagen durchschnittlich vier weitere chronische Erkrankungen (SD=2,5; n=242) vor. Im beobachteten Zeitraum erhielten 57% der Patient:innen ein Lungentransplantat, 10% verstarben vor einer Transplantation. 81% (n=195/242) der Patient:innen waren zu einer Behandlung im LMU Klinikum, 147/195 (63,4%) zu mindestem einem stationären Aufenthalt. In über 10% der Akutbehandlungen mit Dokumentation des Aufnahmegrunds (n=8/71) führte eine Dyspnoe zur akuten Aufnahme. Zur Symptomkontrolle erhielten 59% (n=119/195) der Patient:innen Medikamente mit palliativmedizinischer Relevanz und 11% (21/195) eine konsiliarische Mitbetreuung anderer Fachrichtungen zur Symptomkontrolle. 5 der 195 Patient:innen (3%) hatten Kontakt zum Palliativteam. Eine höhere Anzahl an Nebendiagnosen (p=0,03; OR=1,26; KI=1,02-1,54) und die Anzahl an stationären Tagen pro beobachteten Monat (p=0,00; OR=1,32; KI=1,13-1,53) waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, während der Wartezeit zu versterben, assoziiert.
Diskussion und Implikationen für die Versorgung: Gelistete Patient:innen des Transplantationszentrums erhielten Versorgungsleistungen, die auf palliativmedizinisch relevante Symptome hinweisen. Die Auswertung der Routinedokumentation zeigt erhebliche Lücken in der Erhebung und Dokumentation palliativmedizinischer Bedürfnisse. Strukturierte Assessments von Symptomlast können die bedarfsgerechte und frühzeitige Einbindung eines palliativmedizinischen Teams maßgeblich unterstützen.