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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Einweisungs- und Entlassmanagement in Hausarztpraxen und Krankenhäusern: Ergebnisse der Evaluation der Neuen Versorgungsform VESPEERA

Meeting Abstract

  • Johanna Forstner - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Maximilian Pilz - Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia Straßner - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Aline Weis - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Nicola Litke - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Lorenz Uhlmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
  • Frank Peters-Klimm - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Frank Aluttis - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Annika Baldauf - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Marion Kiel - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Markus Qreini - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Petra Kaufmann-Kolle - aQua-Institut, Göttingen, Deutschland
  • Janina Schubert - aQua-Institut, Göttingen, Deutschland
  • Nadja El-Kurd - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
  • Katrin Tomaschko-Ubeländer - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
  • Sarah Treffert - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
  • Ronja Rück - HÄVG Hausärztliche Vertragsgemeinschaft Aktiengesellschaft, Regionaldirektion Süd, Stuttgart, Deutschland
  • Bärbel Handlos - Gesundheitstreffpunkt Mannheim e.V. Patientenberatung, Mannheim, Deutschland
  • Gökce Karakas - Gesundheitstreffpunkt Mannheim e.V. Patientenberatung, Mannheim, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf341

doi: 10.3205/21dkvf341, urn:nbn:de:0183-21dkvf3415

Published: September 27, 2021

© 2021 Forstner et al.
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Text

Hintergrund: Krankenhauseinweisungen und -entlassungen stellen Brüche in der Patientenversorgung dar, die sich negativ auf Wiederaufnahmeraten, Versorgungskosten und die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirken können. Strukturierte Interventionen, die aus mehreren Komponenten bestehen, können an dieser Stelle zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen.

Zielsetzung: Zielsetzung der neuen Versorgungsform war die Entwicklung und Implementierung sektorenübergreifender Versorgungspfade zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern zur Vermeidung von Rehospitalisierungen, Über-, Unter- und Fehlversorgung und zur Steigerung der Patientenzufriedenheit, in Zusammenarbeit mit Patientenvertretern und Selbsthilfegruppen.

Methode: VESPEERA wurde als Neue Versorgungsform durch den Innovationsfonds gefördert und zwischen dem 1.10.2017 und 30.09.2020 als quasi-experimentelle multizentrische Studie in neun Landkreisen in Baden-Württemberg umgesetzt. Das Versorgungsmodell richtete sich an Krankenhäuser, Hausarztpraxen sowie Versicherte der AOK BW, die an der hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen und ins Krankenhaus eingewiesen bzw. aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Eine Kontrollgruppe wurde aus Routinedaten gebildet. Für den statistischen Vergleich der neuen Versorgungsform mit der Kontrollgruppe wurden „Rehospitalisierungen aufgrund derselben Indikation innerhalb von 90 Tagen nach Krankenhausentlassung“ als primärer Endpunkt definiert.

Ergebnisse: VESPEERA wurde in 72 Hausarztpraxen und 7 Krankenhäusern umgesetzt. Insgesamt nahmen 409 Patienten an der Intervention teil. Im primären Endpunkt konnte kein statistisch signifikantes Ergebnis erzielt werden. Insgesamt lassen sich jedoch in den VESPEERA-Studienarmen, auch in Bezug auf die sekundären Endpunkte, bessere Ergebnisse beobachten als in der Kontrollgruppe, insbesondere bei Patienten mit erhöhter Komorbidität und erhöhtem Rehospitalisierungsrisiko und bei Patienten über 65 Jahren. Auch bei verspäteten Verschreibungen von Arzneimitteln nach Entlassung schneiden die Studienpatienten besser ab als die Kontrollgruppe.

Diskussion: VESPEERA zielte darauf ab, sektoren- und indikationsübergreifend den kompletten Kreislauf zwischen ambulanter hausärztlicher Versorgung, stationärer Versorgung und ambulanter hausärztlicher Nachbetreuung zu beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rehospitalisierungsrate innerhalb von 90 Tagen sowie weitere sekundäre Endpunkte positiv beeinflusst werden könnten.

Praktische Implikationen: Ein Einweisungs- und Entlassmanagement nach dem VESPEERA-Konzept kann zu geringeren Rehospitalisierungsraten führen. Die Hausarztpraxis sollte vor Einweisung und nach Entlassung in die Versorgung eingebunden werden und eine Klammer um den Krankenhausaufenthalt bilden.

Appell für die Praxis: Die gleichzeitige Umsetzung einer komplexen sektorenübergreifenden Intervention im Studiensetting und als neue Versorgungsform stellte sich als Herausforderung heraus. Dennoch wurde die Relevanz der Einbindung von Hausarztpraxen in die Versorgung von Patienten von und nach Krankenhausaufenthalt deutlich.