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Einweisungs- und Entlassmanagement in Hausarztpraxen und Krankenhäusern: Ergebnisse der Evaluation der Neuen Versorgungsform VESPEERA
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Veröffentlicht: | 27. September 2021 |
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Hintergrund: Krankenhauseinweisungen und -entlassungen stellen Brüche in der Patientenversorgung dar, die sich negativ auf Wiederaufnahmeraten, Versorgungskosten und die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirken können. Strukturierte Interventionen, die aus mehreren Komponenten bestehen, können an dieser Stelle zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen.
Zielsetzung: Zielsetzung der neuen Versorgungsform war die Entwicklung und Implementierung sektorenübergreifender Versorgungspfade zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern zur Vermeidung von Rehospitalisierungen, Über-, Unter- und Fehlversorgung und zur Steigerung der Patientenzufriedenheit, in Zusammenarbeit mit Patientenvertretern und Selbsthilfegruppen.
Methode: VESPEERA wurde als Neue Versorgungsform durch den Innovationsfonds gefördert und zwischen dem 1.10.2017 und 30.09.2020 als quasi-experimentelle multizentrische Studie in neun Landkreisen in Baden-Württemberg umgesetzt. Das Versorgungsmodell richtete sich an Krankenhäuser, Hausarztpraxen sowie Versicherte der AOK BW, die an der hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen und ins Krankenhaus eingewiesen bzw. aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Eine Kontrollgruppe wurde aus Routinedaten gebildet. Für den statistischen Vergleich der neuen Versorgungsform mit der Kontrollgruppe wurden „Rehospitalisierungen aufgrund derselben Indikation innerhalb von 90 Tagen nach Krankenhausentlassung“ als primärer Endpunkt definiert.
Ergebnisse: VESPEERA wurde in 72 Hausarztpraxen und 7 Krankenhäusern umgesetzt. Insgesamt nahmen 409 Patienten an der Intervention teil. Im primären Endpunkt konnte kein statistisch signifikantes Ergebnis erzielt werden. Insgesamt lassen sich jedoch in den VESPEERA-Studienarmen, auch in Bezug auf die sekundären Endpunkte, bessere Ergebnisse beobachten als in der Kontrollgruppe, insbesondere bei Patienten mit erhöhter Komorbidität und erhöhtem Rehospitalisierungsrisiko und bei Patienten über 65 Jahren. Auch bei verspäteten Verschreibungen von Arzneimitteln nach Entlassung schneiden die Studienpatienten besser ab als die Kontrollgruppe.
Diskussion: VESPEERA zielte darauf ab, sektoren- und indikationsübergreifend den kompletten Kreislauf zwischen ambulanter hausärztlicher Versorgung, stationärer Versorgung und ambulanter hausärztlicher Nachbetreuung zu beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rehospitalisierungsrate innerhalb von 90 Tagen sowie weitere sekundäre Endpunkte positiv beeinflusst werden könnten.
Praktische Implikationen: Ein Einweisungs- und Entlassmanagement nach dem VESPEERA-Konzept kann zu geringeren Rehospitalisierungsraten führen. Die Hausarztpraxis sollte vor Einweisung und nach Entlassung in die Versorgung eingebunden werden und eine Klammer um den Krankenhausaufenthalt bilden.
Appell für die Praxis: Die gleichzeitige Umsetzung einer komplexen sektorenübergreifenden Intervention im Studiensetting und als neue Versorgungsform stellte sich als Herausforderung heraus. Dennoch wurde die Relevanz der Einbindung von Hausarztpraxen in die Versorgung von Patienten von und nach Krankenhausaufenthalt deutlich.