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Geschlechtsspezifische Unterschiede in Versorgung und Krankheitsverlauf von Patienten mit niedrigstufiger pAVK in einer „real-world“ Kohorte
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Prävalenz der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stark gestiegen. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Versorgung und des Krankheitsverlaufs rücken somit weiter in den Fokus der Diskussion.
Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel unserer Studie war es, anhand einer ungefilterten „real-world“ Kohorte geschlechtsspezifische Risikofaktoren zu identifizieren und Unterschiede in der Versorgung zwischen den Geschlechtern zu untersuchen. Im weiteren Verlauf wurden diese Unterschiede im Hinblick auf Mortalitätsraten und der Entwicklung einer kritischen Ischämie analysiert.
Methode oder Hypothese: Unsere Analyse schloss 42.197 Patienten der AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse) ein, die in den Jahren 2014 oder 2015 mit Hauptdiagnose pAVK der Rutherford Kategorie 1-3 hospitalisiert wurden. Pro Patient betrachteten wir eine 2-jährige Baseline Phase vor dem Index-Aufenthalt sowie bis zu 5 Jahre Follow-up. Als primäre Analysen wurden multivariable zeitabhängige Cox-Regressionen für die Untersuchung der Endpunkte Tod und progressionsfreies Überleben durchgeführt.
Ergebnisse: Ein Drittel unserer Kohorte waren Frauen (F), die im Median etwa 6 Jahre älter waren als Männer (M) (Medianes Alter F: 72.6 Jahre vs. M: 66.4 Jahre). Der Anteil von Rauchern war unter Männern erhöht (F: 40.8% vs. M: 50.7%) ebenso wie das Auftreten des chronischen Koronarsyndroms (F: 40.6% vs. M: 48.2%). Die Prävalenz von Bluthochdruck (F: 90.3% vs. M: 86.9%) und chronischer Niereninsuffizienz (F: 29.2% vs. M: 26.1%) ist jedoch bei Frauen leicht erhöht. Vor dem Index-Aufenthalt bekamen statistisch auffällig mehr Männer von den Leitlinien empfohlene Statine (F: 45.9% vs. M: 50.2%) oder orale Blutverdünner (F: 37.1% vs. M: 42.6%) und während des Index-Aufenthaltes wurden Männer öfter einer Revaskularisierung unterzogen (F: 81,8% vs. M: 83,3%). Nach der Berücksichtigung von Risikoprofilen ist das weibliche Geschlecht mit einer positiven Wirkung auf das Überleben assoziiert (HR: 0.76; 95% CI: (0.73, 0.80), p<0.001). Demgegenüber konnten wir ein signifikant höheres Risiko für Frauen bei vorangegangenem Schlaganfall zur Baseline (HR: 1.24; 95% CI: (1.09, 1.42), p =0.010) oder Rauchen (HR: 1.22; 95% CI: (1.08,1.36), p=0.010) feststellen. Eine zerebrovaskuläre Vorerkrankung ist für Frauen jedoch weniger risikobehaftet (HR: 0.86; 95% CI: (0.77, 0.96), p=0.037). Auch die Analyse des Endpunktes Tod oder kritische Ischämie zeigt, dass das männliche Geschlecht einen unabhängigen Risikofaktor darstellt (HR: 1.12; 95% CI: (1.08,1.16), p<0.001).
Diskussion: Weibliche Patienten sind im Median älter und weisen zur Baseline eine geringere Revaskularisierungs- und Medikationsrate auf. Nach Adjustierung für Risikofaktoren scheinen Männer nach dem Indexaufenthalt unter erhöhtem Risiko für Tod und den kombinierten Endpunkt kritische Ischämie oder Tod zu stehen.
Praktische Implikationen: Es werden weitere Analysen folgen müssen, um die individuellen Bedürfnisse von männlichen und weiblichen niedrigstufigen pAVK Patienten zu identifizieren.