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Konzept für ein bundesweites Pandemiemanagement im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Für die pandemic preparedness im weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie werden wissenschaftlich abgesicherte Strategien benötigt, die einerseits bundesweit einsetzbar, andererseits aber regional angepasst werden können.
Dieser Zielstellung folgend, wurde in Deutschland das Netzwerk Universitätsmedizin gegründet. Universitätsklinika (UK) sind prädestiniert für die Umsetzung regional passfähiger Strategien für das Pandemiemanagement, da sie als Maximalversorger eine zentrale Rolle in einer Versorgungsregion einnehmen.
Zielsetzung: Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines evidenzgeleiteten, sektoren- und interessengruppenübergreifenden Konzepts für ein bundesweites, regional adaptierbares Pandemiemanagement
Methode: Koordiniert durch die UK Dresden und Frankfurt werden die Pandemiemanagement-Konzepte aller UK gruppiert, aufeinander abgestimmt und in einen Rahmenplan integriert, der folgende Komponenten enthalten soll:
- Präventionsmaßnahmen für die gesunde Bevölkerung, insbesondere Risikogruppen
- Maßnahmen für die zielgerichtete, schnelle Testung und Containment in verschiedenen Settings (z.B. Schulen) sowie Situationen (z.B. Reiserückkehr)
- kontinuierliches Monitoring des regionalen und individuellen Krankheits-/Pandemieverlaufs
- sektoreninterne und -übergreifende Patientenpfade unter Koordination eines lokalen Krisenstabs auf Basis optimierter Risikostratifizierung
- Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit der Klinikmitarbeiter durch Hygienemaßnahmen und Stressprävention
- Entlastung peripherer Kliniken durch telemedizinische Verfahren
- Modellierung des Bettenbedarfs in einem Kliniknetzwerk
- Rasche Ableitung von evidenzgeleiteten Handlungsempfehlungen für die Politik zu aktuellen Fragestellungen
- Kontinuierliches Qualitäts- und Risikomanagement in der Versorgung
- Bereitstellung von Routinedaten für das Pandemiemanagement
Erwartete Ergebnisse: Es werden folgende Verbesserungen der pandemic preparedness erwartet:
- Besserer Schutz der Gesamtbevölkerung, insb. von Risikogruppen
- Bessere Identifikation und Beobachtung von Betroffenen
- Bessere und sicherere medizinische Versorgung von Betroffenen unter Beachtung des Mitarbeiterschutzes
- Nachvollziehbare, aktuelle Handlungsempfehlungen für politische Entscheider
Diskussion: Im Zuge der Grippepandemie im Jahr 2009 erwiesen sich Pandemiepläne überall auf der Welt als zu starr, um auf unvorhersehbare Pandemieverläufe reagieren zu können. Das vorliegende Konzept soll aufgrund der regionalen Adaptierbarkeit aller Komponenten dieser Fehlentwicklung entgegenwirken und zudem auf weitere Herausforderungen für das Gesundheitswesen übertragen werden können.
Praktische Implikationen: Die COVID-19 Pandemie kann ein Use Case für eine regional partizipative Versorgungssteuerung sein und so wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems setzen. Dazu werden eine regionale Sichtweise mit gemeinsamen Zielen aller Interessengruppen, die rasche und datenschutzkonforme Verfügbarmachung von Routinedaten für das Pandemiemanagement sowie das Qualitäts- und Risikomanagement und eine evidenzbasierte Politikberatung zusammengeführt.