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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Konzept für ein bundesweites Pandemiemanagement im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin

Meeting Abstract

  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Forschungsverbund Public Health, Dresden, Deutschland; Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
  • Timm Oliver Weber - Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung, Universitätsklinikum Frankfurt
  • Martin Sedlmayr - Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
  • Sandra Ciesek - Institut für medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt
  • Christian Apfelbacher - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät
  • Malek Bajbouj - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie , Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Affektive Neurowissenschaften
  • Veronika Bierbaum - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Stephanie Combs - Klinik und Poliklinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie, Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar
  • Christian Drosten - Institut für Virologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin
  • Jörg Haier - Comprehensive Cancer Center Niedersachsen, Medizinische Hochschule Hannover
  • Peter Ihle - PMV forschungsgruppe, Universitätsklinik Köln
  • Klaus Lieb - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
  • Gernot Rohde - Pneumologie/Allergologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1
  • Heinz Schmidberger - Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Universitätsmedizin Mainz
  • Claus Vogelmeier - Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie, Universitätsklinikum Marburg
  • Steffen Weber-Carstens - Klinik für Anästhesiologie m. S. operative Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Brigitta Weltermann - Institut für Hausarztmedizin, Universität Bonn, Universitätsklinikum Bonn
  • Michael von Wagner - Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung, Universitätsklinikum Frankfurt

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf053

doi: 10.3205/20dkvf053, urn:nbn:de:0183-20dkvf0531

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Schmitt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Für die pandemic preparedness im weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie werden wissenschaftlich abgesicherte Strategien benötigt, die einerseits bundesweit einsetzbar, andererseits aber regional angepasst werden können.

Dieser Zielstellung folgend, wurde in Deutschland das Netzwerk Universitätsmedizin gegründet. Universitätsklinika (UK) sind prädestiniert für die Umsetzung regional passfähiger Strategien für das Pandemiemanagement, da sie als Maximalversorger eine zentrale Rolle in einer Versorgungsregion einnehmen.

Zielsetzung: Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines evidenzgeleiteten, sektoren- und interessengruppenübergreifenden Konzepts für ein bundesweites, regional adaptierbares Pandemiemanagement

Methode: Koordiniert durch die UK Dresden und Frankfurt werden die Pandemiemanagement-Konzepte aller UK gruppiert, aufeinander abgestimmt und in einen Rahmenplan integriert, der folgende Komponenten enthalten soll:

  • Präventionsmaßnahmen für die gesunde Bevölkerung, insbesondere Risikogruppen
  • Maßnahmen für die zielgerichtete, schnelle Testung und Containment in verschiedenen Settings (z.B. Schulen) sowie Situationen (z.B. Reiserückkehr)
  • kontinuierliches Monitoring des regionalen und individuellen Krankheits-/Pandemieverlaufs
  • sektoreninterne und -übergreifende Patientenpfade unter Koordination eines lokalen Krisenstabs auf Basis optimierter Risikostratifizierung
  • Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit der Klinikmitarbeiter durch Hygienemaßnahmen und Stressprävention
  • Entlastung peripherer Kliniken durch telemedizinische Verfahren
  • Modellierung des Bettenbedarfs in einem Kliniknetzwerk
  • Rasche Ableitung von evidenzgeleiteten Handlungsempfehlungen für die Politik zu aktuellen Fragestellungen
  • Kontinuierliches Qualitäts- und Risikomanagement in der Versorgung
  • Bereitstellung von Routinedaten für das Pandemiemanagement

Erwartete Ergebnisse: Es werden folgende Verbesserungen der pandemic preparedness erwartet:

  • Besserer Schutz der Gesamtbevölkerung, insb. von Risikogruppen
  • Bessere Identifikation und Beobachtung von Betroffenen
  • Bessere und sicherere medizinische Versorgung von Betroffenen unter Beachtung des Mitarbeiterschutzes
  • Nachvollziehbare, aktuelle Handlungsempfehlungen für politische Entscheider

Diskussion: Im Zuge der Grippepandemie im Jahr 2009 erwiesen sich Pandemiepläne überall auf der Welt als zu starr, um auf unvorhersehbare Pandemieverläufe reagieren zu können. Das vorliegende Konzept soll aufgrund der regionalen Adaptierbarkeit aller Komponenten dieser Fehlentwicklung entgegenwirken und zudem auf weitere Herausforderungen für das Gesundheitswesen übertragen werden können.

Praktische Implikationen: Die COVID-19 Pandemie kann ein Use Case für eine regional partizipative Versorgungssteuerung sein und so wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems setzen. Dazu werden eine regionale Sichtweise mit gemeinsamen Zielen aller Interessengruppen, die rasche und datenschutzkonforme Verfügbarmachung von Routinedaten für das Pandemiemanagement sowie das Qualitäts- und Risikomanagement und eine evidenzbasierte Politikberatung zusammengeführt.