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Störung der intestinalen Schrankenfunktion nach direktem und indirektem Abdominaltrauma
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Nach einem Polytrauma stellt Multiorganversagen eine drohende Gefahr dar. Eine maßgebliche Rolle nimmt hierbei die Funktionsbeeinträchtigung der Blut-Darm-Schranke ein. Diese wird durch den Mukus, intestinale Epithelzellen und lösliche sowie zelluläre Bestandteile des Immunsystems gebildet. Inwiefern die Barrierefunktion des Jejunums durch ein direktes Abdominaltrauma (DAT) im Vergleich zu einem indirekten Trauma (IAT) beeinträchtigt wird, war Gegenstand der vorliegenden Studie.
Methodik: Für die Untersuchung eines DAT wurde mittels Druckwellengenerator ein stumpfes Trauma auf das Abdomen männlicher C57BL/6-Mäuse appliziert. Zur Modellierung eines IAT erfolgte in einer weiteren Gruppe ein Thoraxtrauma, gefolgt von einem hämorrhagischen Schock mit anschließender Reperfusion. Die Organentnahme der Trauma- und entsprechenden Kontrollgruppen fand nach 24 Stunden statt. Verschiedene Parameter der Darmschrankenfunktion wurden mittels Genexpressionsanalyse, Zytokinbestimmung auf Proteinebene sowie klassischer Histologie und Immunhistochemie analysiert. Zur statistischen Auswertung wurde Graph Pad Prism verwendet. Die Ergebnisse der histologischen Analyse wurden mittels Mann-Whitney-U-Test ausgewertet, für die weiteren Analysen wurde eine One-Way ANOVA herangezogen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die histologischen Analysen zeigten nach DAT eine signifikante Reduktion des Mukus bei unveränderter Becherzellzahl. Ebenso waren die Füllung sowie die Anzahl sekretierender Becherzellen verglichen zur Kontrollgruppe deutlich vermindert. Auf Genexpressionsebene zeigte sich nach DAT eine signifikant verstärkte Expression zentraler Mukusfaktoren (wie bspw. MUC2 und C1galt1), die auf eine beginnende Auffüllung der Reserven hindeuten. Derartige Veränderungen konnten nach IAT nicht beobachtet werden, hier war die Expression der Mukusfaktoren tendenziell vermindert. Das Gap-Junction-Protein E-Cadherin war nach DAT und IAT weder histologisch noch auf Genexpressionsebene verändert. Bei der Analyse der Zytokin-Expression im Darmgewebe waren nach DAT insbesondere Prozesse der antimikrobiellen Antwort sowie der Plättchenaktivierung und -degranulierung reguliert. Nach IAT waren in besonderem Maße Signalwege der lymphozytären Chemotaxis und Apoptose aktiviert.